Eine Glosse von Daniel Herder

Den vereinigten Greenpeace-Jugendlichen aller Länder ist eine ziemlich ausgefallene Idee zu Kopf gestiegen: Auf dem jeweils höchsten Punkt der 16 Bundesländer wollen die grünen Gipfelstürmer am 15. Mai das "Zeitalter der erneuerbaren Energien" ausrufen und das "Aaaabschalten" aller Atomkraftwerke in der Welt und in Deutschland herbeikreischen. Das ist nur konsequent, denn wer den Ausstieg will, darf den Aufstieg nicht scheuen. Kurzum: Der Berg ruft!

Nun, von einem Berg zu sprechen ist bei den Höhenverhältnissen in Hamburg leicht verwegen. Der erhabenste Punkt befindet sich auf dem Hasselbrack in den Harburger Bergen, lächerliche 116 Meter über Normalnull. Recht energieschonend kommen auch die Naturburschen in Berlin ans Ziel. Dort nennt der traditionell dick auftragende Berliner sein 115-Meter-Hügelchen "Großer Müggelberg". Der Bungsberg, der dem Firmament in Ostholstein 168 Meter zustrebt, liegt zwischen Scheelholz und Mönchsneversdorf. Kennen Sie nicht? Macht nichts. Dafür haben die Schleswig-Holsteiner wenigstens im Länder-Längen-Vergleich Hamburg einmal getoppt. Weit abgeschlagen im Nord-Derby: Die Bremer, wen wundert das eigentlich noch? Ihren 33 Meter hohen Huckel am Friedehorstpark könnten sie ebenso gut im Stand-by-Betrieb hochschleichen. Immerhin bleibt bei diesem Mini-Gefälle für die wadenlahmen Atomkraftgegner das Restrisiko eines Absturzes kalkulierbar, und die eigenen Energie-Reserven lassen sich prima schonen.

Darüber können die Bayern nur milde lächeln, hier geht's auf den deutschen Superlativ, die Zugspitze, deren höchster Punkt (2962 Meter) sich zum Ausrufen von Anti-Atom-Parolen ebenso eignet wie zum Jodeln derselben. Um die mit der Strapaze eines mühsamen Aufstiegs verbundene Erschlaffung der Stimmbänder zu vermeiden, sollen die Greenpeace-Jugendlichen mit auf dem Rücken befestigten Windrädern zum Gipfel emporschweben. Dabei lässt es sich auch ganz prächtig "aaaabschalten".