Die Übernahme der Hamburger Werft Blohm + Voss durch Araber von Abu Dhabi Mar ist am Freitag das Thema des Aufsichtsrats.

Hamburg. Nach monatelangen Verzögerungen rückt der Verkauf von Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss offensichtlich näher. "Die Gespräche sind auf einem guten Weg. In den nächsten Wochen könnte der Vertrag mit Abu Dhabi Mar (ADM) endgültig abgeschlossen werden", erfuhr das Abendblatt aus unternehmensnahen Kreisen. Der Vertrag mit den Arabern datiert aus dem April 2010. Doch die Entscheidung über das Closing, das den Verkauf abschließt, steht noch aus.

Am kommenden Freitag ist der Verkauf des größten Teils der Schiffbauholding ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) Thema auf einer Aufsichtsratssitzung. Der aktuelle Stand der Gespräche soll mündlich vorgetragen werden. "Es gibt bisher keine Äußerung darüber, dass dieser Kauf vonseiten der Araber nicht mehr gewünscht wird", sagte eine dem Unternehmen nahestehende Person dem Abendblatt.

Hintergrund für die Verzögerungen könnte die Strategie von Abu Dhabi Mar (ADM) sein, die Finanzierung der Übernahme auf eine breitere Basis zu stellen. ADM gehört Scheich Hamdan Bin Zayed Al Nahyan, der zur Herrscherfamilie des Emirats zählt, und dem libanesischen Kaufmann Iskandar Safa. Offensichtlich haben sie aber auch ein Staatsfonds aus Abu Dhabi in die Übernahme eingebunden. Möglicherweise sind dort die Prüfungen nicht abgeschlossen.

Ein weiterer Grund für die Verzögerung könnte auch die politische Situation in Staaten wie Libyen, Ägypten oder Syrien sein. Bürgerkrieg und Demonstrationen sind keine guten Voraussetzungen dafür, in der Region Marineschiffe oder auch Luxusyachten anzubieten. Gerade Kunden aus dem arabischen Bereich sollte ADM aber für Blohm + Voss gewinnen.

Klar ist hingegen: Die neuen Eigentümer sollen 80 Prozent der Werft, der Reparatur und des Maschinenbaus von Blohm + Voss übernehmen. Dort arbeiten derzeit mehr als 1400 Menschen. Dazu kommen noch einmal 180 Beschäftigte, die bei den ebenfalls zur TKMS zählenden HDW in Kiel im zivilen Schiffbau tätig sind. Die Sparte Blohm + Voss Naval, die künftig Aufträge für Marineüberwasserschiffe hereinholt, die Zulieferer aussucht und den Schiffbau überwacht, wird ein Gemeinschaftsunternehmen. An ihm sollen ADM und ThyssenKrupp je 50 Prozent halten. Für Naval arbeiten in Hamburg und Emden 500 Beschäftigte. Der U-Boot-Bau in Kiel bleibt bei ThyssenKrupp. Bei nicht atomar angebotenen Booten ist HDW Weltmarktführer.

Blohm + Voss zählt dagegen beim Bau von Korvetten und Fregatten zur Weltspitze. Am Montag beginnt dort die Fertigung der ersten von vier Fregatten F 125 für die Deutsche Marine. Dazu hat die Werft 200 Gäste eingeladen, zu denen auch die Spitzen des Auftraggebers Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung sowie der Marine zählen. Alle vier Schiffe, die bis 2018 in Zusammenarbeit mit der Lürssen-Werft entstehen, werden in Hamburg abgeliefert. Das Auftragsvolumen liegt bei zwei Milliarden Euro. "Der Auftrag sichert die Beschäftigung der 670 Werftmitarbeiter. Wir gehen davon aus, dass die Kurzarbeit rasch reduziert werden kann", sagte eine TKMS-Sprecherin. Gerade um Exportaufträge zu ergattern, ist es wichtig, dass die Werften eines Landes für die eigene Marine fertigen.