Die Kunst beim Aufbau einer neuen Energiewirtschaft besteht weniger darin, spektakuläre neue Technologien zu erfinden. Das Wissen über die Erzeugung, den Transport und die Speicherung von Strom jenseits von Kohle- und Atomkraftwerken und von zentralisierten Großstrukturen ist bereits vorhanden. Sicher bedarf es auch weiterhin immenser Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung, um eine regenerativ gespeiste Energieversorgung zu etablieren. Noch wichtiger ist aber ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, wie und wie schnell eine solche neue Infrastruktur aufgebaut werden soll.

Die Politik, und hier vor allem die Bundespolitik, muss diesen Übergang steuern und moderieren. Auf einer anderen Ebene kann das nicht funktionieren. Wie brisant dieses Thema ist, zeigt vor allem die Nutzung der Atomkraft: Im Herbst 2010 verlängerte die Bundesregierung die Laufzeiten der deutschen Atomreaktoren, nach dem Unglück im japanischen Fukushima folgt eine abrupte Kehrtwende.

Die Regierung hat nun die Chance, eine solidere Strategie für die künftige Energieversorgung zu formulieren. Allerdings fällt dabei auch den Bürgern eine große Verantwortung zu. Damit eine Energiewende innerhalb einer akzeptablen Zeit vorangebracht werden kann, müssen die großen Linien von einer klaren Mehrheit getragen werden. Das Phänomen, dass die Bürger gegen alles demonstrieren - gegen Atom- und Kohlekraftwerke, gegen neue Hochspannungsleitungen, Windparks oder unterirdische Lager für Kohlendioxid -, wird sich Deutschland nicht mehr lange leisten können. Einen Umstieg auf erneuerbare Energien hingegen sehr wohl.