Ein Kommentar von Peter Wenig

Glückwünsche der Konkurrenz zu einem Titelgewinn sind in etwa so überraschend wie englische Niederlagen im Elfmeterschießen. Und doch fällt die Gratulationscour für die Meisterschaft diesmal besonders vehement aus. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, bat im "Aktuellen Sportstudio" sogar um zusätzliche Gesprächszeit, damit er seine Gruß-Adresse senden durfte.

Das Lob der Branche hat sich Borussia Dortmund redlich verdient. Noch nie war ein deutscher Meister so jung. Sicher, der Jugend-forsch-Trend war in erster Linie der finanziellen Not geschuldet - die Borussia stand 2005 um Millimeter vor der Insolvenz. Dennoch taugt das Modell Klopp sehr wohl als Erfolgsmodell. Zeigt es doch, dass man auch mit bescheidenen finanziellen Mitteln ungleich potenteren Konkurrenten Paroli bieten kann - mit Mut zum Offensiv-Fußball, mit einem Bekenntnis zu den Talenten.

Natürlich werden die Dortmunder sich auf Rückschläge einstellen müssen. Spannend wird vor allem, wie die jungen Spieler die Doppelbelastung mit Champions League und Titelverteidigung wegstecken werden.

Die schwarz-gelbe Jubelnacht wird den Meister-Stürmern indes niemand mehr nehmen können. Dieses Erfolgserlebnis wird sie stärken, wenn es mal nicht so gut laufen sollte.

In Hamburg mischt sich in die Anerkennung allerdings auch Wehmut. Denn beinahe wäre Jürgen Klopp statt in Dortmund beim HSV gelandet. Das Engagement scheiterte schließlich am Veto des damaligen Sportchefs Dietmar Beiersdorfer. Vielleicht die größte Fehlentscheidung des HSV in den vergangenen Jahren.