37 000 Fans fiebern auf dem Spielbudenplatz bei Deutschlands größter “Lena-Party“ mit

Sie liegen sich in den Armen, überglücklich, fassungslos. Michelle Jaroschinski, 15, Freundin Jana Helmert, 16, und Yannick Jonas, 18, feiern ihren Star. "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, und jetzt hat Lena es geschafft, das ist unbeschreiblich", ruft Michelle heiser und drückt ihre Freunde noch fester. Zusammen genießen sie das "Lena-Gefühl", so wie die Fans vor vier Jahren das "WM-Gefühl" genossen haben.

Das Sommermärchen ist zurück. Zumindest für diesen einen Abend. Hamburg tanzt, Hamburg lacht, Hamburg feiert sein neues altes Wir-Gefühl. Zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft ist die kollektive Begeisterung zurück in der Hansestadt. Wie vor vier Jahren bei der WM in Deutschland, als das mitreißende Gemeinschaftsgefühl auf Hamburgs Straßen erlebbar war, als das gemeinsame Feiern beim Fanfest auf dem Heiligengeistfeld oder in den Kneipen zum Leben in der Stadt gehörten wie Tore zum Fußball. Und so, wie vor vier Jahren alle ein bisschen Ballack und Klinsmann waren, vor allem aber Deutschland, so sind jetzt alle ein bisschen Lena - und vor allem wieder Deutschland. Zumindest an diesem einen Abend, zumindest auf dem Spielbudenplatz. Lena weckt den Geist des Sommermärchens. Der Unterschied: Am Ende steht diesmal ein Sieg. Ein Public Viewing mit Happy End.

"Stefan Raab ist der König von Deutschland und Lena die Prinzessin"

Begonnen hatte es mit einem lauen Frühlingsabend, mit Bier und Caipirinhas, mit Deutschlandfahnen in der Hand und gemalt auf die Wange. 37 000 sind gekommen zur zentralen Lena-Party auf dem Kiez. Zu einer Party, bei der es auch darum geht, sich selbst zu feiern, das Dabeisein in der großen Masse zu genießen. Der Spielbudenplatz gleicht einem zu vollen Glas. Die Lena-Mania schwappt über die Absperrzäune auf die Straßen, in die umliegenden Wohnungen. Beinahe in jedem Fenster stehen jubelnd Menschen, sie winken und tanzen. In den anderen spiegelt sich die feiernde Masse. Die geschwenkten Fahnen verschwimmen darin zu einem schwarz-rot-goldenen Farbenmeer.

Mittendrin steht Jurymitglied Hape Kerkeling. Ungläubig schüttelt der Entertainer den Kopf. Fassungslos, dass Lena Europa den Kopf verdreht hat. Ob er an ihren Sieg geglaubt habe?, wird Kerkeling bedrängt. Eine Frage, die kommen musste. "Ich habe es noch nicht einmal am Ende begriffen", gab Kerkeling ehrlich zurück, bevor ihm die Worte ausgingen, bevor ihm nichts mehr einfiel als "Wahnsinn, geil, geil, geil! Ich will das Lied sofort noch mal hören." Auch Anna Loos, Schauspielerin und Sängerin der Band Silly, gratulierte von der Hamburger Bühne aus: "Stefan Raab ist der König von Deutschland und Lena die Prinzessin."

Rückblende 1: Das Geräuschemeer aus Klatschen, Schreien, Jubeln von 37 000 tanzenden Fans auf dem Spielbudenplatz verschluckt immer wieder Peter Urbans Stimme aus dem Off. "Lena, Lena, Lena"-Sprechchöre übertönen den Kommentator. Es ist 00.06 Uhr, als Mazedonien der 19-Jährigen acht Punkte gibt. Völlig gebannt starrt Yannick Jonas auf die Leinwand. Die Punktetabelle vor Augen, rechnet der 18-Jährige Deutschlands Vorsprung aus. Plötzlich schreit er: "Wir gewinnen, wir gewinnen - jetzt kann uns keiner mehr einholen!" Ab diesem Zeitpunkt ist Lena tatsächlich uneinholbar. Vor Begeisterung springt Jonas in die Höhe, küsst Freundin Michelle und klatscht jeden ab, der in der Nähe steht. Die Nachricht verbreitet sich sekundenschnell. Kommt am Absperrzaun an, wo Christiane Gärtner aus Lohbrügge mit ihrem Verlobten Enrico Fischer schon seit 16 Uhr auf Lenas Sieg wartet. Mitten im Umarmen und Feiern kommen drei Minuten später dann sogar noch zwölf Punkte aus Schweden.

"Ich klatsche mich hier mit Fremden ab - wir sind alle Gewinner"

Dicht an den Bühnenrand gedrängt tanzt Maren Gerdes. Als auf der Leinwand Eurovisions-Song-Contest-Gewinnerin Lena auftaucht, ihre Worte ("Muss ich jetzt wirklich wieder singen?") über den Spielbudenplatz hallen, strahlt Maren. Ihr Kommentar: "Wir haben einfach eine verdammt coole Sau ins Rennen geschickt." Die 26-Jährige ist spontan aus Husum angereist. "Die Stimmung hier ist einmalig, ich bin so froh, dass wir hergekommen sind", sagt die Mediengestalterin und singt den "Satellite"-Refrain mit, als Lena ihr Lied noch einmal vorträgt. Viele Fans auf dem Kiez liegen sich in den Armen. "Ich klatsche mich hier mit Fremden ab - wir sind alle Gewinner", sagt Maren. Da ist es wieder das "Lena-Gefühl". Kollektive Euphorie auf der Reeperbahn.

Rückblende 2: Als die Telefonabstimmung noch in der heißen Phase war und das Hoffen und Bangen auf dem Spielbudenplatz anhielt, zeichnete der NDR eine riesige Tanznummer mit dem Publikum in Hamburg auf. Und Deutschlands Vortänzer Nr. 1, Detlef D. Soost, coachte die Massen für die "Euro-Dance"-Flashmob-Aktion. "Rechts, links, rechts, links, ausrasten, ausrasten, ausrasten!" Das vorwiegend junge Partyvolk ließ sich das nicht zweimal sagen. Die Menschenmasse auf dem Spielbudentanzplatz verwandelte sich in eine Vereinigung von Tausenden rhythmischen Handbewegungen. Das Video aus Hamburg wurde kurz vor der Verkündung der Länderpunkte weltweit in der großen TV-Show gezeigt.

"Lena und wir - alle haben alles gegeben", sagt Maren. Zweimal hat Lena ihren Titel gesungen. Das macht drei Minuten Ewigkeit mal zwei, denn unvergesslich bleibt der Klang von Tausenden Stimmen auf dem Spielbudenplatz. Unvergesslich bleibt für Maren auch das Wetter: "Pünktlich als der Haupttrubel vorbei war, fing es an zu regnen." Abgekühlt habe sie das nicht. Noch im Auto zurück nach Husum habe sie "Satellite" gesummt. Jetzt hat das Wir-Gefühl auch eine Melodie.

"Lenas Stimme ist noch sehr entwicklungsfähig. Es kann einmal eine wirklich gute Sängerin aus ihr werden."

Lys Assia, die 1956 den ersten Grand Prix in Lugano gewann

"Niemand ist ein perfektes Wesen, nicht einmal Lena Meyer-Landrut - obwohl es ziemlich perfekt war und wir ihr natürlich gratulieren."

Margot Käßmann, Ex-Bischöfin

"Ich gratuliere Lena zu ihrem Supererfolg in Oslo. Sie ist ein wunderbarer Ausdruck des jungen Deutschland."

Bundeskanzlerin Angela Merkel

"Das ist lenastisch. Lena hat mit ihrer besonderen Art ganz Europa bezaubert - ein Märchen ist wahr geworden!"

Lutz Marmor, NDR-Intendant

"Sie sind eine Botschafterin für unser Land, die manches althergebrachtes Vorurteil sympathisch widerlegt hat."

Guido Westerwelle

"Der Song ist großartig, und sie hat es verdient."

Ferman Akgül, Sänger der türkischen Rockband MaNga, Zweitplatzierter

"Lena hat mit Natürlichkeit und ungeschminkter Echtheit gesiegt."

Claudia Roth, Vorsitzende der Grünen

"So empfangen wir hier Präsidenten, aber ich denke, Lena hat es verdient."

Christian Wulff (CDU), Ministerpräsident

"Du Wahnsinnsmädel. Ich habe von Anfang an gesagt, wenn nicht du, wer dann?"

Barbara Salb-Rathje auf Facebook

"Lenas Natürlichkeit und Authentizität haben überzeugt. Ihr Song hat den Zeitgeist getroffen."

Jane Comerford, Sängerin

"Es war vor fast 30 Jahren! 1982. Dass ich das noch mal erleben darf."

Dapema auf Twitter

"Super, Lena ... mit Charme und bestem Song Europa verzaubert."

Dennis Drave auf Facebook