Kleine Oppositionsparteien haben es schwer, sich Gehör zu verschaffen. Schrille Auftritte, kühne Forderungen, lautstarke Proteste können da hilfreich sein. Guido Westerwelle ist in der Opposition sozialisiert.

Immerhin hat er über die Jahre als Generalsekretär und Parteichef eine häufig in den Fünf-Prozent-Abgrund starrende FDP beinahe auf den 18-Prozent-Gipfel und hinein in die Bundesregierung geführt.

Für kleine Koalitionsparteien gelten aber andere Regeln. Aufmerksamkeit erregen sie, wenn sie Ziele mit Beharrlichkeit und Geschick erreichen. Und da ist die Bilanz für Westerwelle und seine Liberalen bisher erschütternd: Als Außenminister erregte der Oberliberale vor allem durch seine Reisebegleitung Aufsehen. Die versprochene Steuersenkung ist nicht nur abgeblasen, sondern verkehrt sich gerade ins Gegenteil.

Zudem hat sich der Parteichef zu lange einseitig auf Schwarz-Gelb festgelegt. Das hat viele in den eigenen Reihen beunruhigt und in Nordrhein-Westfalen in die Sackgasse geführt. Die neueste Volte, es vielleicht doch mit SPD und Grünen in Düsseldorf versuchen zu wollen, kommt für dieses Mal vielleicht zu spät. Aber sie ist ein Signal, sich im Fünfparteiensystem wieder besser aufstellen zu wollen. Wenn Westerwelle die FDP weiter- und nicht wieder dahin zurückführen will, wo er sie einst abgeholt hat, braucht er nichts weniger als einen erfolgreichen Neustart.