Kurz vor dem Achtelfinale gegen Brasilien gab Otto Addo dem Abendblatt ein Interview

Am 24. Juni 2006, drei Tage vor dem WM-Achtelfinale gegen Brasilien, erschien im Abendblatt ein Gespräch mit Ghanas Otto Addo. Hier Auszüge aus dem Interview:

Abendblatt:

Haben Sie schon Bammel vor Dienstag, Herr Addo?

Otto Addo:

Warum? Sollte ich?

Sollten nicht, aber Sie könnten. Immerhin treffen Sie auf Brasilien.

Was haben wir zu verlieren? Nichts. Wenn wir unterliegen, reißt uns niemand den Kopf ab. Wenn wir aber nach 90 Minuten unentschieden spielen oder sogar gewinnen, sind wir die großen Überraschungshelden. Darum sind wir auch total entspannt.

Hat Sie die Qualifikation überrascht?

Nein. Wir wussten um unser Potenzial und sind locker in das Turnier gegangen. Wir Spieler haben alle erwartet, dass wir die nächste Runde erreichen.

Und plötzlich ist Ghana das Zugpferd und der große Hoffnungsträger Afrikas.

Diese Solidarität spüren wir überall. Vor dem Spiel gegen Tschechien kam der Kameruner Roger Milla in unsere Kabine und wünschte uns viel Glück, vor dem Duell gegen die USA war es Samuel Eto'o, der jedem die Hand drückte. Das zeigt den starken, nationenübergreifenden Zusammenhalt.

Können Sie die Ursache erklären?

Die liegt doch auf der Hand. Afrika ist ein gebeutelter Kontinent und mit so vielen Problemen belastet, dass eine Aufzählung Tage dauern würde. Die Tatsache, dass eine schwarzafrikanische Mannschaft mit den Besten mithalten kann, tut dem Selbstwertgefühl dieses Kontinents gut. Bei vergangenen Turnieren waren alle Afrikaner für Kamerun, nun sind sie für uns. Das ist echt bemerkenswert. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass deutsche Nationalspieler Holland Glück wünschen würden, wenn sie selbst die WM verpasst hätten.