Der Magische Zirkel hat mit dem “Magiculum“ in Fuhlsbüttel wieder ein eigenes Theater in Hamburg. Hier treffen sich Hobby-Illusionisten.

Nein, das Geheimnis der schwebenden Jungfrau will er partout nicht verraten. Man kann ihn einmal fragen, zweimal, dreimal. Keine Chance - Armin Rieck behält es für sich. 30 Jahre hat er als Zauberer die Nummer mit der schwebenden Jungfrau auf der Bühne vorgeführt - und damit die Zuschauer in Staunen versetzt. Ein bisschen Hokuspokus, ein bisschen Simsalabim, und eine liegende Frau schwebt in der Luft. Einfach so, ohne Seile, ohne Gabelstapler. Eine perfekte Illusion, ein gut durchdachter Trick. Oder vielleicht doch Zauberei?

Rieck schüttelt den Kopf. Nein, dazu sagt er nichts.

Der 77-Jährige sitzt in der Mitte des kleinen Zuschauerraumes im neuen Zaubertheater Magiculum in Fuhlsbüttel. Es riecht nach Farbe und Sägespänen. Der Teppich ist rot, die Wände auch, genauso wie die Sitzkissen auf den 55 Stühlen. Der 4,50 Meter hohe Raum wurde in den vergangenen Wochen liebevoll restauriert. Mit goldenem Stuck und einer Deckenmalerei aus Himmel, Sternen und Kometen. Rieck ist zufrieden. Endlich haben er und seine Kollegen vom Magischen Zirkel Hamburg ein neues Zuhause gefunden.

Die alte Zentrale von Hamburgs Berufs- und Amateurzauberkünstlern an der Max-Brauer-Allee musste im Frühjahr 2009 geschlossen werden, weil die Besitzer eine andere Nutzung der Räumlichkeiten planten. Die rund 50 Zauberer des Vereins mussten ihren Hut nehmen und sich auf die Suche nach einer neuen Unterkunft machen - für ihre regelmäßigen Treffen und die Vorführungen ihrer Künste vor Publikum. Im Januar 2010 stieß Rieck, der der Ehrenvorsitzende des Magischen Zirkels in Hamburg und der Erfinder des Magiculums ist, auf die alte Ballettschule an der Röntgenstraße in Fuhlsbüttel. Nach 1200 Arbeitsstunden und einer Investition von 20 000 Euro ist hier das neue Theater entstanden. Freitagabend wurde hier der erste Zauberabend mit einer Gala veranstaltet.

Die Bühne des neuen Magiculums sieht aus wie diejenige, die das Publikum noch vom alten Standort in Altona kennen dürfte: mit roten und blauen Samtvorhängen, die per Hand mit einer Kurbel geöffnet und geschlossen werden. An der Decke hängt ein großer goldener Kronleuchter, der den Raum in ein lauschiges Halbdunkel hüllt. Lange Spiegel reflektieren sein Licht.

Magischer Zirkel - das mag zwar verschwörerisch klingen, ist im Grunde aber nichts anderes als ein ganz normaler Verein. In ganz Deutschland hat er mehr als 3000 Mitglieder, in Hamburg wurde er bereits 1912 gegründet. "In der Hansestadt ist das jüngste Mitglied gerade einmal 17, das älteste 80 Jahre alt", sagt Rieck. Er selbst kam zur Zauberei, als er im Alter von 16 Jahren im Krankenhaus liegen musste und von seinem Vater ein Zauberbuch zum Zeitvertreib geschenkt bekam. Von da an war er sozusagen wie verzaubert und beschloss mit 25, dem Magischen Zirkel beizutreten. Das allerdings ist bis heute mit einer schweren Aufnahmeprüfung verbunden. "Zunächst ist man ein Jahr lang Anwärter und muss den anderen Mitgliedern vorzaubern und mit ihnen mitlaufen", sagt Rieck. Dann folgt die Prüfung. Ist man erst einmal ein richtiger Zauberer, arbeitet man ein Programm aus oder beteiligt sich an Wettbewerben. Bei seinen regelmäßigen Treffen veranstaltet der Magische Zirkel außerdem Seminare und Workshops, bei denen neue Tricks eingeübt werden.

Die Zauberei, das ahnt man als Laie kaum, ist dabei in verschiedene Unterkategorien sortiert: Es gibt Großillusionen wie die schwebende Jungfrau oder Aktionen à la David Copperfield, bei denen Autos oder Elefanten verschwinden. Es gibt die Mentalmagie, wie sie Uri Geller medienwirksam im Fernsehen präsentierte. Oder sogenannte Mikromagie, bei denen der Zauberer seine Tricks direkt am Tisch des Publikums vorführt. Natürlich ist da auch noch die Zauberei für Kinder.

"Beim Magier-Nachwuchs allerdings sind besonders Kartentricks beliebt", sagt Rieck. "Jedoch muss man wegen der erforderlichen Fingerfertigkeit viel dafür üben." Das ist besonders wichtig. Für einen Zauberer ist nichts schlimmer als die Blamage, wenn das Publikum einen Trick durchschaut.

Bei der schwebenden Jungfrau allerdings passiert das nicht so leicht. "Die Leute rätseln im Vorfeld immer, wie das wohl funktionieren mag", sagt Rieck. "Wenn ich dann aber einen Reifen um die Frau herum bewege, müssen sie alle ihre Theorien verwerfen." Für einen Zauberlehrling sei die schwebende Jungfrau allerdings zu anspruchsvoll. So etwas nehme ein Magier erst mit zunehmender Erfahrung in sein Programm auf. Rieck hat in seinen 30 Jahren auf der Bühne erst seine Ehefrau, dann seine Tochter und schließlich eine Zauberkollegin in die Luft befördert. "Wichtig ist, dass die Frau zierlich ist", sagt er. Dieses wird aber auch der einzige Hinweis bleiben. Leider.