Steve Jobs wird es mit besonderer Genugtuung registriert haben: Apple war zum Börsenschluss vom Mittwoch erstmals seit mehr als 20 Jahren wertvoller als Microsoft. Schließlich hat der charismatische Gründer und Chef des Elektronikunternehmens mit dem Apfellogo den weltgrößten Softwarekonzern, der mit seinem Windows-Betriebssystem den Computermarkt beherrscht, immer wieder geradezu als die Macht des Bösen hingestellt.

Dass Apple nun zumindest beim Börsenwert Microsoft eingeholt hat und zu den teuersten Firmen auf dem Globus gehört, beweist aber vor allem, was mit geschicktem Marketing möglich ist: Niemand versteht es so gut wie Jobs, immer wieder Geräte, die im Wesentlichen aus ein paar elektronischen Schaltkreisen und einem zugegebenermaßen ansprechend gestalteten Gehäuse bestehen, in den Rang von Kultobjekten zu erheben, bei deren Verkaufsstart die Menschen vor den Geschäften übernachten.

So sind zwar die Apple-Computer angesichts der Übermacht von Microsoft stets Nischenprodukte geblieben. Die iPods, das iPhone und nun auch das iPad aber wurden zu Verkaufsrennern. Im Börsenkurs spiegelt sich die beispiellose Erfolgsserie wider: In den vergangenen sechs Jahren hat sich der Wert der Aktie verzehnfacht.

Doch hat sich Apple auch gewandelt, ist selbst vom David zum Goliath geworden. So muss sich Jobs immer häufiger den Vorwurf gefallen lassen, er lasse den Benutzern seiner Produkte keine Wahl, woher sie die digitalen Inhalte für ihre Geräte beziehen - an diesem Monopol hält Apple eisern fest. Wäre nicht der aktuelle Triumph über Microsoft eine gute Gelegenheit für Jobs, darüber nachzudenken?