Man kann es Jürgen Rüttgers und Hannelore Kraft abnehmen, dass es die beiden ernsthaft miteinander probieren wollen. Was bleibt den Matadoren von CDU und SPD in Nordrhein-Westfalen anderes übrig? Nachdem die rot-rot-grünen Blütenträume so rasant gewelkt sind, bleibt nur die Große Koalition. Eine Neuwahl hätte für beide erhebliche Risiken.

Das Potenzial, sich trotz des ruppig geführten Wahlkampfs zusammenzuraufen, ist in NRW vorhanden. Abgesehen von der Bildungspolitik sind die Sozialdemokraten da gar nicht so ideologisch. Und Rüttgers ist alles andere als ein Reaktionär. So gesehen könnten beide Seiten pragmatisch an die Dinge herangehen. Es wäre richtig, die Sondierungsgespräche ruhig führen zu lassen, ohne Einmischungen aus den Berliner Parteizentralen.

Im Willy-Brandt-Haus hat man sich mit der Forderung, Kraft müsse Ministerpräsidentin werden, sehr weit vorgewagt. Die CDU, bei der Wahl knapp stärkste Partei, wird der SPD diesen Posten nicht überlassen.

Kraft muss das nur einsehen. Dann kann sie noch viel gewinnen.