Der ehemalige HSV-Star und heutige Schalke-Trainer zum Auftakt der Abendblatt-WM-Serie über die Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko

Hamburg. Eine Vorschau auf die kommenden Serienteile.

Den Verlierern von Wembley gehören die Sympathien der Welt

Willi Schulz darf an einem der größten WM-Momente teilhaben - wenn auch auf der Seite der Verlierer. Es ist der 30. Juli 1966, der Tag des legendären "Wembley-Tors". Doch der heute 71-jährige frühere HSV-Abwehrstratege erzählt eine andere Geschichte, wenn er an die WM in England zurückdenkt: Schulz erinnert sich an ein ungeheures Zusammengehörigkeitsgefühl, an starke Persönlichkeiten, gute Verlierer und vor allem an weltweite Sympathien.

Uwe Seelers Hinterkopf und die geglückte Revanche gegen England

Es ist ein Erfolgsduo, das eigentlich gar keines sein darf. Doch Helmut Schöns umstrittenes Konzept mit zwei Mittelstürmern geht auf. Trotz des deutschen Ausscheidens im Halbfinale gegen Italien ("Jahrhundertspiel") ist die WM 1970 ein Erfolg. Vorne hat Gerd Müller alle Freiheiten. Dahinter rackert Uwe Seeler und leistet wichtige Zulieferdienste für den "Bomber der Nation". Doch auch Seeler traf: Unvergessen bleibt sein spektakuläres Hinterkopf-Tor beim 3:2 gegen England.

"I wer' narrisch" - Manni Kaltz hat's vorher kommen sehen

Am 21. Juni 1978 verabschieden sich die Deutschen mit einer peinlichen Vorstellung aus dem WM-Turnier in Argentinien.

Die 2:3-Niederlage im letzten Zwischenrundenspiel gegen Hans Krankl und dessen Österreicher geht als "Schmach von Córdoba" in die Geschichte ein. Oder wie Österreichs Reporterlegende Edi Finger es ausdrückte: "I wer' narrisch!". Einer, der das erfolglose Abschneiden der DFB-Elf schon hat kommen sehen, ist der deutsche Libero Manfred Kaltz.

Hrubesch trifft vom Punkt - statt vor dem Fernseher zu sitzen

"Lass man, Kalle, ich mach das", mit diesen Worten zu Karl-Heinz Rummenigge nimmt sich Horst Hrubesch den Ball und läuft zum Elfmeterpunkt. Es ist der 8. Juli 1982 und es folgt der wichtigste WM-Moment des blonden Hünen vom HSV. Der Ausgang dürfte vielen Fußballfans in guter Erinnerung geblieben sein: Deutschland gewinnt gegen Frankreich und ist im Finale. Weit weniger bekannt ist, dass Hrubesch dieses legendär gewordene Fußballspiel beinahe nur vom heimischen Fernseher aus verfolgt hätte.

Felix Magaths bitteres letztes Spiel als Profifußballer

Am 29. Juni 1986 endet die Karriere des Fußballers Felix Magath - 30 Minuten früher als geplant. Zwar steht sein Rücktritt nach der Welzmeisterschaft bereits fest, allerdings ist er nicht damit einverstanden, dass ihn Teamchef Franz Beckenbauer in seinem letzten Spiel vorzeitig zum Duschen schickt. Stinksauer muss der Mittelfeldregisseur mit anschauen, wie sein Team im Aztekenstadion von Mexiko City mit 2:3 gegen Argentinien verliert. Zwei Tage später tritt Magath seinen Job als Manager des HSV an.

Teamchef Franz Beckenbauer wird zum Suppenkasper

Erst am Tag vor dem deutschen WM-Auftakt 1986 erfährt Uli Stein, dass Toni Schumacher und nicht er als Nummer eins im Tor der Nationalelf stehen wird. Da platzt dem Keeper dann doch der Kragen: Stein bezeichnet den Teamchef Franz Beckenbauer als "Suppenkasper" - ein Riesenskandal und das Ende seiner internationalen Spielerkarriere.

Unglaublich: Der Kiezklub FC St. Pauli hat zwei WM-Teilnehmer

Wenn Jan Kocian vom WM-Viertelfinale seiner tschechoslowakischen Nationalmannschaft gegen Deutschland am 1. Juli 1990 spricht, dann spricht er vom "Spiel meines Lebens". 1990 wurde sein Jahr: Platz zehn mit dem FC St. Pauli in der Bundesliga, WM-Teilnahme mit seinem Heimatland (zusammen mit seinem St. Pauli-Teamkollegen Ivo Knoflicek) und Auszeichnung als "Spieler des Jahres" in der Tschechoslowakei. Da spielte es auch keine Rolle, dass das "Spiel seines Lebens" knapp mit 0:1 verloren ging.

Brehme behält die Ruhe und beschert der Nation ein kollektives Glücksgefühl

Nicht einmal Rudi Völlers gut gemeinte Worte zur falschen Zeit können ihn aus der Ruhe bringen. Andreas Brehme fühlt sich an diesem Tag, dem 8. Juli 1990, im Spiel gegen Argentinien selbstbewusst genug, um einer ganzen Fußballnation ein kollektives Glücksgefühl zu bescheren. "Wenn du den jetzt rein machst, sind wir Weltmeister", sagt Völler, als Brehme in der 85. Minute des WM-Finals von Rom zum Elfmeterpunkt geht. "Na, schönen Dank", entgegnet Brehme genervt und schreitet zur Tat.

Otto Addo: das Sommermärchen eines Hamburger Jungen

Es ist ein anderes Deutschland als in seinen Kindertagen in Hamburg, das Otto Addo im Sommer 2006 erlebt. Die Menschen jubeln ihm und seinen Team-Kollegen zu. Ghana stellt das jüngste Team bei der WM - und bringt großartige Leistungen. Die Spieler und ihre bunten Anhänger werden ein Teil des deutschen Sommermärchens. Und Addo ist dabei: "Die Atmosphäre war einmalig."