Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Die Übertragung von Boxkämpfen und Fußballspielen wird noch einmal gewaltig ausgeweitet. Das "Traumschiff" ist ganzjährig auf Weltreise. Das Erste erhöht die "Tatort"-Produktion. Und im Zweiten bei "Wetten, dass ..?" legt Thomas Gottschalk Sonderschichten ein.

So sähe das Programm von ARD und ZDF aus, würde der Vorschlag von Kulturstaatsminister Bernd Neumann Wirklichkeit, der künftig die Gebührenverteilung zwischen den öffentlich-rechtlichen Anstalten auch von der Quote abhängig machen will. Denn kein Format hatte im vergangenen Jahr mehr Zuschauer als Fußball, Boxen, "Wetten, dass ..?", "Traumschiff" und "Tatort".

Sport, Quiz, Krimis, aber auch Liebesgeschichten an fernen Gestaden sind im Fernsehen eine feine Sache. Aber erstreckt sich der Programmauftrag von ARD und ZDF nicht auch auf Information, Kultur und Bildung? Neumann selbst lobt ihre "hohe Informationskompetenz". Leider sind die Quoten von Informationssendungen rückläufig. "Tagesschau" oder "Panorama", "heute" oder "Frontal21" hätten in Neumanns Gebührensystem keine Chance. Droht nun die völlige Verflachung der TV-Programme? So weit kommt es wohl nicht. Denn irgendwann wird der Minister merken, dass ohne die Informations- und Kultursendungen von ARD und ZDF sein eigener Berufsstand im Fernsehen kaum mehr vorkommt - und seine Quotenpläne still und leise beerdigen.