Eine Glosse von Matthias Popien

Klappern gehört zum Handwerk. Niemand weiß das besser als der Storch. Insofern steht er Presseberichten über sein ehrenamtliches Engagement durchaus aufgeschlossen gegenüber. Störche brauchen eine Lobby, genauso wie zum Beispiel Babyklappen oder Heuleraufzuchtstationen oder Igelretter. Dennoch gibt es auch aus Storchensicht Grenzen der Berichterstattung. Da schreibt doch der Naturschutzbund (Nabu) tatsächlich: "Wetterkapriolen, Revierkämpfe und Unfälle können das Brutgeschäft der Störche beeinträchtigen."

Der Storch ist nicht schnell beleidigt, aber "Brutgeschäft" - das ist denn doch zu hart. Dem Storch ist Prostitution nämlich völlig fremd, er macht hoch oben im Nest Liebe, freie Liebe. Und die Früchte dieser eben gerade nicht geschäftsmäßigen Handlung transportiert der Klapperschnäbler dann auch noch gebührenfrei dorthin, wo Nachwuchs gewünscht wird. Das ist genau das Gegenteil einer guten Geschäftsidee. Wo Ryan Air sogar noch für halbwegs erfolgreiche Starts Zuschläge verlangt, da ist der Storch schon längst wieder auf dem Rückflug - und hat noch nicht einen Frosch verdient.

Doch der Nabu, der es eigentlich besser wissen sollte, hat nicht nur mit dem Terminus "Brutgeschäft" danebengegriffen. Sehr unfein war es auch, den Storch mit Unfällen in Verbindung zu bringen. Denn er ist absolut kein Raser und Drängler, sondern pflegt eine sehr zurückhaltende Flugweise. Nähert er sich einer Vulkanasche-Wolke, reduziert er das Tempo vorschriftsmäßig und steuert die nächste Landebahn an. Am Boden ist er dank seines roten Schnabels weithin sichtbar. Unaufmerksame Autofahrer warnt er zudem mit einem lauten Klappern. Das, was der Nabu offenbar als "Revierkämpfe" missverstanden hat, ist also in Wahrheit ein Beitrag zur Verkehrssicherheit. Der Storch, lieber Nabu, hat eine weiße Weste - und deshalb keine Punkte in Flensburg.