Claus Gutbier, Oberspielleiter am Theater für Kinder in Hamburg-Altona, schwört auf Kultur für die Kleinen.

Hamburger Abendblatt:

Warum sollten Kinder ins Theater gehen?

Claus Gutbier:

Kinder haben im Theater ein prägendes Erlebnis, dass sie in ihrer kindlichen Entwicklung und in ihren Erlebnismöglichkeiten weiterbringt. Es ist gerade für Kinder ein Ort, an dem alle träumen. Im Theater gibt es keinen Aspekt, der etwas mit Pädagogik und Zweck zu tun hat. Theater ist ein Freiraum der Fantasie, der die Erlebnisse der Kinder ausweitet.

Wie vielfältig ist die Theaterlandschaft für Kinder in Hamburg?

Dadurch, dass die Privattheaterszene in Hamburg sehr groß ist, ist auch das Angebot für Kinder bunt gemischt. Es gibt das "Fundustheater", welches mit Gastspielen und kleinen Ensembles arbeitet und das "Opernloft" mit seinen sehr modernen Inszenierungen. Dann haben wir noch großartige Stücke im Jungen Schauspielhaus. Und ein Klassiker sind die traditionellen Weihnachtsmärchen.

Was zeichnet Ihr Theater aus?

In jeder Spielzeit bieten wir eine klassische Oper in einer Bearbeitung für Kinder an. Momentan läuft der "Kleine Freischütz" und bald werden wir "Die kleine Zauberflöte" wieder aufnehmen. Ein blödes Vorurteil von Pädagogen lautet, dass Opern viel zu komplex für Kinder seien. Kinder verstehen jedoch anders als Erwachsene und haben ein unglaubliches musikalisches Gedächtnis.

Ab welchem Alter lohnt sich ein Theaterbesuch?

Ab dem fünften Lebensjahr sind Kinder in der Lage, die Geschichte eines Theaterstücks zu verstehen. In einfache Musicals können auch Dreijährige gehen, da das Musikverständnis in dem Alter schon ausgeprägt ist.

Lernen die Kinder auch etwas durch die Inszenierungen?

Ja, zum einen die Kulturtechnik des Theaters, und zum anderen findet eine Art von Geschmacksbildung statt sowie eine Erweiterung des Musikgeschmacks, ein Verständnis für klassische Musik. Das Theater soll den Kindern dabei helfen, sie zu toleranten und neugierigen Menschen zu machen.

Was sind Ihre lustigsten Erfahrungen, die Sie mit Kindern bislang sammeln konnten?

Kinder identifizieren sich immer stark mit dem, was auf der Bühne passiert. Einmal trat ein böser Zauberer auf. Da rottete sich auf einmal eine Gruppe Kinder zusammen, ging zur Bühne und trommelte ihm mit den Fäusten auf die Füße. Die Bösen werden von den Kindern meistens ausgebuht. Und wenn die Kinder zuvor noch nie in einem Theater waren, passiert regelmäßig dasselbe: Die Vorstellung ist zu Ende, die Kinder gehen heraus und sagen: "Das war aber ein toller Film."