Durch einen Norderstedter Filmemacher kommen zwei Elefanten ins Kino. Am 17. Juni startet “Shahrukh & Rani - Hagenbecks kleine Wunder“.

Hamburg. Wann ist ein Star wohl geboren? Wenn jeder ihn sofort erkennt? Wenn die Fans kreischen und in Ohnmacht fallen? Mit einem Stern auf dem Hollywood Boulevard? Oder reicht vielleicht auch ein sanfter Plumps in den Sand?

Für die Elefantenpfleger im Tierpark Hagenbeck ist das keine Frage. Für den Norderstedter Filmemacher Helge Heggblum auch nicht. "Als Shahrukh geboren wurde, habe ich hemmungslos geheult", sagt der 35-Jährige. Und für Elefantenpfleger Thorsten Köhrmann, der in seiner Laufbahn bisher neun Lebendgeburten miterlebte, ist jeder weitere Neuzugang ohne die Möglichkeit von Vollnarkose und Kaiserschnitt "immer wieder aufregend". Deshalb ist der Kinofilm, der im Abaton präsentiert wurde, auch etwas Besonderes. "Shahrukh & Rani - Hagenbecks kleine Wunder" heißt die knapp einstündige Dokumentation. Kinostart ist am 17. Juni.

Die Idee zum Film entstand bei Hagenbeck, wo Elefantenbabys seit 2003 nicht getrennt von der Herde, sondern inmitten ihrer Familie zur Welt kommen. Ein Erfolgsprojekt, denn die Jungtiere integrieren sich schneller, und die ausgewachsenen Dickhäuter sind entspannter. Nur so war es überhaupt möglich, den Zoo-Fotografen Uwe Wilkens und Helge Heggblum mit seiner Kamera während der Geburten in die Elefantenhalle zu lassen. Und mehr noch: "Während der entscheidenden Minuten sind die Mutter und die Tanten wie in Trance. Bei Ranis Geburt konnten wir uns bis auf zwei Meter nähern", sagt Helge Heggblum. Was dann geschah, bezeichnet er als "das größte Glück überhaupt", denn Yashoda und Thura wandten ihm beide ihr Hinterteil zu. Nicht umsonst trägt der Film den Untertitel: "So nah sind Sie noch nie bei einer Elefantengeburt dabei gewesen."

Die Doku beginnt mit der Vorstellung der trächtigen Hauptdarstellerinnen, einiger Zoo-Mitarbeiter und den Vorbereitungen einer Elefantengeburt. Nach etwa 22 Monaten Tragzeit nimmt der Tierarzt regelmäßig Blut ab, um anhand der Hormonwerte das Nahen der Geburt bestimmen zu können. Während die Tiere noch ihrem Alltagsgeschäft nachgehen, nämlich 150 Kilo Grünfutter fressen, wächst bei ihren Pflegern die Aufregung und Aufmerksamkeit. Mag die Elefantin nicht mehr fressen? Reibt sie ihren dicken Bauch an den Wänden und beißt sie in die Gitterstäbe? Dann hat sie Wehen.

Dass diese kommen und gehen, musste Helge Heggblum erst lernen. Jeweils fünf Tage war er bei beiden Geburten zu Gast im Elefantenhaus. Tage mit wenig Schlaf und langen Gesprächen in der Tierpflegerküche. Der Film bietet einen Blick hinter die Kulissen, zeigt auch den Fotografen und den Filmproduzenten bei der Arbeit. Der Produzent erfuhr erst während der Dreharbeiten, dass schon sein Urgroßvater Kontakt zu Hagenbeck hatte, weil er als Kapitän auf hoher See vor mehr als 100 Jahren für Carl Hagenbeck Tiere aus Afrika nach Hamburg brachte. "Es gibt da einen silbernen Teller mit Dank für seine Verdienste, aber der muss in der Familie erst noch wiedergefunden werden", sagt Helge Heggblum. Nicht verloren gegangen sind dagegen Schwarz-Weiß-Fotos, die zeigen, wie die Elefanten mit ihrer Kraft beim Wiederaufbau des Tierparks nach dem zweiten Weltkrieg halfen.

Das alles ist spannend zu sehen, sensationell aber sind die Geburten der zwei Elefantenkinder. Wenn Shahrukh in den Sand fällt und mit weit aufgerissenen Augen versucht, auf die wackeligen Beine zu kommen. Wenn Thura tief in die Knie geht, um ihr Baby so sanft wie möglich auf den Boden gleiten zu lassen. Wenn die Tanten den Neuzugang begutachten und aufgeregt mit den Ohren schlagen. Wenn Rani steht und laut nach ihrer Mutter ruft. "Es rührt mich immer wieder, das zu sehen", sagt Helge Heggblum, der die Szenen bei 60 Stunden im Schneideraum unzählige Male gesehen hat. Spätestens jetzt ist die Sache klar: Ein Star ist geboren, wenn er auf vier Füßen stehen, den Rüssel heben und seine Fans mit einem kräftigen "Trööt" begrüßen kann.