Das Geheimnis der indischen Musik lüftet ein Vortrag im Golden Temple Teehaus

Golden Temple. Nordindische Klassik ist schwierig, so ein gern bemühtes Vorurteil. Von westlichen Zuhörern kaum zu verstehen und deshalb auf Dauer langweilig. Für den in Hamburg lebenden Musiker und Buchautor Bee Seavers ein gravierendes Fehlurteil und lediglich Ausdruck kulturell tradierter Hörgewohnheiten.

"Die klassische Musik Indiens kopiert die Natur, zum Beispiel den Ruf des Elefanten", erklärt er, "ist aber zu einem großen Teil improvisiert und deshalb schwerer vorhersagbar als ihr westliches Pendant." Um Wissenslücken zu schließen und neue Hörerlebnisse zu ermöglichen, stellt Seavers deshalb am 29.4. im Golden Temple Teehaus den Raga, die melodische Grundstruktur der indischen Klassik, vor - mit Worten und natürlich musikalisch.

Wobei er für die Musik gleich selbst sorgt - auf der Santoor, eine Art Hackbrett, das mit Holzschlegel gespielt wird. An ihr ließ Seavers sich unter anderem in Mumbai vom großen Shiv Kumar Sharma ausbilden, einem absoluten Meister dieses Instruments, der mit der Santoor so untrennbar verbunden ist wie Ravi Shankar mit der Sitar.

25 Jahre liegt die erste Begegnung der beiden zurück, die das Leben des Wahl-Hamburgers völlig veränderte. Hatte er bis dahin als Kontrabassist und Cellist an der Seite von Jazz-Größen wie Pharoah Sanders, Dave Holland und Jack DeJohnette gespielt, war er vom Klang der Santoor so fasziniert, dass fortan nichts anderes mehr zählte.

Ein Hinweis darauf, dass theoretische Kenntnisse zwar förderlich sein können, die Magie dieser Musik sich aber in erster Linie jenseits aller intellektuellen Angänge entfaltet. So heißt es ja auch im Standardwerk "Abenteuer Raga" des indischen Musikprofessors Raghava R. Menon: "Als ob das Anliegen dieser Musik Wissen wäre! Um einen Frühling zu genießen, muss man nicht die komplexen Naturvorgänge in den Monaten März und April kennen."

Was daran erinnert, dass Ragas tatsächlich bestimmten Jahres- und Tageszeiten zugeordnet sind, unterschiedliche Gemütszustände ausdrücken, einen klassischen Aufbau haben und so weiter. Bee Seavers wird all das erklären - und was sich nicht mit Worten sagen lässt, sagt die Musik.

Die Genesis eines Ragas 29.4., 19.00, Golden Temple Teehaus (MetroBus 4/5), Grindelallee 26, Eintritt: 8,-; www.beeseavers.com