Geht es um Musik für Kinder, gibt es nur drei Kategorien: "schlimm", "ganz schlimm" und "eine gewisse Zeit lang gut erträglich". Die Sparte "ganz schlimm" kommt aus Hamburg und beginnt und endet mit Rolf Zuckowski und der "Weihnachtsbäckerei". Aus unerfindlichen Gründen kaufen Eltern diese Platte, nicht nur ahnungs- und kinderlose Patentanten und der Musiker selbst.

Die Kategorie "schlimm" ist die größte und anstrengendste Sorte, denn die Kinder stehen drauf. Wenn die Sopranstimme "Alle meine Entchen" quietscht, quietschen die Kleinen vor Freude mit. Bei Platten wie "Ramones für Kinder" oder "Metallica für Kids" wundern sich die Eltern - warum nicht gleich das Original? Die zu Warum-Fragen sonst stets bereiten Kinder stellen diese Fragen ausnahmsweise nicht: Warum müssen die schönen Metallica-Melodien auf dem Xylofon gedengelt werden? Warum muss ein Schülerchor Ramones singen? Das ist auch ohne infantil genug. Und warum singt der Sopran bei den Kinderlied-Klassikern immer einen etwas anderen Text als den, den wir von früher kennen?

Den Eltern bleiben drei Handlungsmöglichkeiten: die entsprechende Platte nur noch gelegentlich einlegen - die Dosis macht das Gift. Oder dranbleiben, dann mag man es irgendwann - steter Tropfen höhlt das Hirn. Oder, drittens, den Kindern das Original zumuten. Auch Abba, Beatles oder Peter Fox kommen eigentlich gut an.

Zum Schluss: Die beste Platte für Kinder kommt von der Hanseplatte und heißt "Tonangeberei - Songs für jedes Alter ab 3". Darauf singen unter anderem Rocko Schamoni, Bernadette La Hengst und Heinz Strunk. Für manche Eltern oder Nachbarn mag es vielleicht schlimm klingen, wenn Françoise Cactus von Stereo Total darauf mit französischem Akzent "Isch bin nackisch" singt. Sie würde dazu sagen, was sie auch im Lied darüber singt: Na ünd?