Elias A. gefasst. Er ist Intensivtäter. Senatoren wollen Fall gemeinsam aufarbeiten

Hamburg. Der Jugendliche, der am Bahnhof Jungfernstieg den 19-jährigen Mel D. erstach, ist gefasst und hat gestern Abend nach Angaben der Polizei ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die Ermittler hatten Elias A. in der Wohnung seiner Eltern am Großneumarkt (Neustadt) festgenommen. Er ist erst 16 Jahre alt, gilt bei Polizei und Staatsanwaltschaft aber bereits als Intensivtäter.

Bereits seit sechs Jahren existiert bei der Polizei eine Akte über den Deutschen mit afghanischen Wurzeln. Insgesamt 20-mal ist schon gegen den Jugendlichen ermittelt worden, meist wegen Körperverletzungen. Nach der Bluttat am Jungfernstieg hatte sich Elias A. die Haare abrasiert, offenbar um von Polizeifahndern nicht erkannt zu werden.

Außer dem 16-Jährigen fassten die Ermittler drei mutmaßliche Mittäter. Auch sie kommen aus dem Bereich rund um den Großneumarkt und sind bei der Polizei bekannt. Ein weiterer gesuchter Jugendlicher ist noch flüchtig.

Als Reaktion auf die Tat kündigten die Senatoren Christa Goetsch (Schule), Dietrich Wersich (Familie), Till Steffen (Justiz) und Christoph Ahlhaus (Innen) gestern eine gemeinsame Aufarbeitung des Falles und seiner Vorgeschichte an. Eine solche Kooperation hat es in Hamburg bislang noch nicht gegeben. Der Hamburger SPD-Landesvorsitzende Olaf Scholz forderte als Konsequenz aus dem Messerangriff ein Waffenverbot in U- und S-Bahnen. Außerdem plädierte er für ein nächtliches Alkohol-Verkaufsverbot an Tankstellen und Kiosken.

Zu dem Verbrechen war es gekommen, als das spätere Opfer Mel D. mit einem Freund im Bahnhof Jungfernstieg auf eine S-Bahn wartete. Zufällig ging Elias A. mit seinen Freunden an den beiden jungen Männern vorbei, drehte dann plötzlich um und provozierte sie. "Sinngemäß ging es um Fragen wie: Was guckst du? Was ist hier los?", berichtete ein Polizeisprecher. Plötzlich habe der 16-Jährige ein Messer gezogen und es seinem Opfer in den Oberkörper gerammt. Mel D. verblutete auf dem Bahnsteig.

Mithilfe einer Videoaufzeichnung gelang es, die Täter zu identifizieren. Polizeibeamte erkannten Elias A. und einige seiner Begleiter auf den Aufnahmen wieder, Zielfahnder nahmen die Spur auf. Gestern früh überraschten die Beamten Elias A. und seine Freunde Kai W., 18, Sebastian S., 17, und Kamil K., 17. Heute soll ein Haftbefehl gegen den Messerstecher erlassen werden. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers wird die Anklagebehörde Untersuchungshaft wegen Mordes oder Totschlags beantragen. Elias' Freunde kommen voraussichtlich wieder frei.

Trotz der 20 Ermittlungsverfahren ist Elias A. offenbar noch nie verurteilt worden. Bei einigen Fällen war er noch nicht strafmündig, andere Verfahren wurden mangels hinreichenden Tatverdachts oder gegen Auflagen eingestellt. Zwei Fälle sind nach Abendblatt-Informationen noch offen.