Als wir vor einigen Wochen den Weltfrauentag feierten, glaubten wir, die höchste Form des Gedenkens erreicht zu haben. Nahezu alle gesellschaftlich relevanten Organisationen wiesen uns in PressemitteilungInnen auf die Bedeutung der Frauen im Allgemeinen und der Gleichberechtigung im Besonderen hin. Wir waren den ganzen Tag voller Demut.

Als wir kurz darauf, nicht weniger engagiert, den Welttag des Bieres zelebrierten, ließ die öffentliche Anteilnahme allerdings schon nach. Das mag daran liegen, dass das Bier bei seinem Kampf um Anerkennung längst nicht so viel durchmachen musste. Dennoch bemühten wir uns zumindest um respektvolle Würdigung. Doch trotz massiver Anstrengungen schafften wir es nicht, mehr als 16 Biere auf das Wohl der Frauen zu trinken. Und die gesellschaftlich relevanten Organisationen hielten sich an diesem Tag mit guten Ratschlägen auffallend zurück.

Völlig verstummt waren diese Stimmen nun zu dem Gedenktag, der doch offensichtlich in der Gesellschaft die meiste Relevanz hat: Am Freitag war Brückentag. Der Tag also, der aufgrund seiner herausragenden Bedeutung gleich mehrfach pro Jahr gefeiert wird. Wenn es gut läuft.

Und hier zeigte sich die wahre Begeisterung der Hamburger für die gute Sache: Zu Hunderttausenden haben sie sich aufgemacht und mit ihren Autos alle Brücken zwischen der Stadtgrenze und Timmendorfer Strand besetzt.

Aus Protest gegen eine fehlende Brücke sind sie über den Hindenburgdamm gen Sylt geshuttelt. Sie haben eine Massenbewegung in Gang gesetzt, die selbst die Organisatoren der Menschenkette gegen Atomkraft vor Neid erblassen ließ.

Auch auf den drei berühmtesten Hamburger Brücken, jenen nach den Herren Kennedy, Lombard und Köhlbrand benannten, wurde gebührend gefeiert. Hoch über dem Hafen sorgten verdiente Mitarbeiter des Transportgewerbes in Zusammenarbeit mit einer Blitzbaustelle der Hamburg Port Authority für das würdige Innehalten.

Zwischen Binnen- und Außenalster begeisterte Peter Maffay mit seinem Gassenhauer von den sieben Brücken die Massen. Und Hamburgs Dentisten verteilten in mobilen Praxen zur Feier des Tages kostenlos den gleichnamigen Zahnersatz.