Drei Männer philosophieren über Erziehung, Verantwortung und die Frage, wann man bei seinen Kindern alles richtig gemacht hat.

Hamburg. Am wichtigsten ist es, ein Freund zu sein. Und gut zuzuhören, wenn die Kinder etwas auf dem Herzen haben. "Das ist entscheidend", glaubt Gerd Scheller, "das macht einen Vater aus." Bei Dieter Grimsmann war das früher anders. "Meine Frau hatte immer eine größere Bindung zu unserem Sohn. Ihr hat er seine Probleme erzählt und sie hat dann entschieden, ob ich davon wissen soll oder nicht." Grimsmann ist 72 Jahre alt. Er ist Vater eines erwachsenen Sohnes, Großvater zweier Jungs, 12 und 14 Jahre alt. Scheller, 52, hat zwei Töchter. Sie gehen noch zur Uni. Und dann ist da der Dritte im Bunde, Frédéric Schneider, 26. Sein Sohn ist 15 Monate alt. Die wichtigsten Erziehungsfragen stehen Schneider noch bevor. "Was ich mir vor allem wünsche, ist Verantwortungsbewusstsein", sagt er, "und die nötige Konsequenz." Vor allem aber möchte er alles richtig machen. Scheller nickt. Er kennt diese Sorgen. "Ich kann dir aber versichern: Man wächst mit seinen Aufgaben."

Eine Stunde zuvor auf dem Spielplatz in Planten un Blomen. Mit einem lauten Quietschen taucht die stählerne Baggerschaufel in den feuchten Sand. Gräbt ein tiefes Loch, hebt die Ladung in den Himmel. Rittlings auf dem Bagger sitzt Dieter Grimsmann - und strahlt. Das letzte Mal ist er mit seinen Enkeln auf dem Spielplatz gewesen. Zehn Jahre ist das her, mindestens. Als sein eigener Sohn klein war, hat das vor allem seine Frau gemacht, damals in den 70er-Jahren. Aber das waren eben andere Zeiten. Seine Frau ist nach der Geburt zwölf Jahre zu Hause geblieben, er ging arbeiten und kam erst abends nach Hause. Sie hat den Löwenanteil der Erziehung übernommen, er hat als Bauleiter das Geld verdient. So war das eben. Die klassische Rollenverteilung. "Ich war nur abends da und als Vater immer der Freundliche und der Nette. Die Regie hat meine Frau geführt."

Für den jungen Vater Schneider gibt es diese Trennung nicht. Jeder kümmert sich um das, was er am besten kann. Und auf den Spielplatz geht er selbstverständlich auch - als Doktorand kann er sich seine Zeit relativ frei einteilen. "Das ist immer toll zu beobachten, wie Levi da im Sand sitzt." Auch Grimsmann geht heute beim Anblick eines Kleinkindes das Herz auf. Beim Einkaufen, aber auch bei seinen Enkeln, als sie noch klein waren. "Wenn man ein Kind da liegen sieht und es strampelt mit den Beinen, dann ist das wie Honig für mich", sagt er. "Jeglicher Stress ist da wie weggeblasen." Aber war das früher auch schon so? "Nein, damals hatte ich keine Zeit. Wie schön das ist, merkt man erst, wenn man Opa wird." Die anderen beiden nicken - auch wenn sie noch keine Großväter sind. "Kinder sind Geschenk und Segen", sagt Gerd Scheller, der von Beruf Erzieher ist.

Seinen Vater hat Grimsmann als Patriarchen erlebt. Fürsorglich, aber hart. So, wie es damals eben war. "Ein sehr korrekter Mann, von dem ich viel gelernt habe", sagt er. Pünktlichkeit, das war damals das A und O. "Und das habe auch ich an meinen Sohn weitergegeben", sagt er. "Insofern war mein Vater auch immer mein Vorbild." So, wie Grimsmann auch selbst ein Vorbild sein möchte. Das ist ihm wichtig. Zwar habe ihn seine Enkel auch schon mal mit einem General verglichen, darüber kann er aber schmunzeln. "Nur weil er ordentlich am Tisch sitzen sollte. Seine Eltern sind da manchmal ein bisschen zu liberal."

Auch Scheller will ein Vorbild sein - allerdings ohne "preußische Tugenden" und Klischeesprüche. "Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst ..." - so etwas hat er zu Hause oft gehört. Seine Töchter allerdings nie. Wie Schneider es machen will, weiß er noch nicht so richtig. "Die Erziehung fängt ja jetzt erst so langsam an", sagt er.

Und wann ist man ein guter Vater? "Das größte Lob ist, wenn die Kinder auch heute noch mit Problemen zu mir kommen", sagt Scheller. Das sieht auch Grimsmann so. Auch heute bittet ihn sein Sohn bei Problemen um Rat. Und Schneider wünscht sich ebenfalls, irgendwann mal diese Form der Bestätigung zu bekommen. "Wenn man direkt etwas zurückbekommt, ist das schon ganz toll", glaubt er. Weiß man dann, dass man es richtig gemacht hat? Ja, davon sind alle in der Runde überzeugt. "Vatersein ist einfach eine schöne Aufgabe", sagt Grimsmann, "und bleibt es auch." Und auch hier herrscht generationsübergreifende Einstimmigkeit.