Wäre der HSV kein e.V., also ein eingetragener Verein, sondern ein börsennotiertes Unternehmen, stünde nach dem jüngsten Akt in der Tragikomödie "Wie finde ich keinen Sportchef?" das Ende der Geschichte fest: Die komplette Führung müsste geschlossen ihren Hut nehmen. Wer wie Bernd Hoffmann seinen Vorstandsvorschlag (Roman Grill, Urs Siegenthaler) gleich zweimal nicht durchbekommt, hat im normalen Wirtschaftsleben ebenso wenig Überlebenschancen wie ein Aufsichtsratsvorsitzender Horst Becker, dem das Krisenmanagement nicht das erste Mal entglitten ist.

Da der HSV aber nun einmal ein Sportverein ist, darf die schlingernde Führungsriege zwar vorerst weiterwerkeln, aber nur auf Bewährung. Wer sich bei den Wahlen im Januar - insgesamt sechs Aufsichtsratsposten sind zu besetzen - mit dem Slogan "Ich war nicht im Rat dabei" bewirbt, dürfte beste Chancen haben, den Einzug zu schaffen. Und Hoffmanns Chancen, frühzeitig eine Vertragsverlängerung über 2011 hinaus zu erreichen, schwinden jeden Tag. Becker und die Kontrolleure stehen in der Pflicht, endlich eine klare Struktur mit eindeutigen Kompetenzverteilungen zu schaffen, eben ein starkes Führungsteam. Und zwar zusammen mit Hoffmann. Wenn dieser nicht mehr das Vertrauen genießt, muss man konsequent sein und sich wie in der freien Wirtschaft verhalten - und sich trennen.