"Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab", lautet eine alte Indianerweisheit. Angela Merkel hat sie sich gestern zu Herzen genommen und die Steuersenkungspläne der Koalition ad acta gelegt.

Wobei die Frage bleibt, ob das Lieblingsprojekt der FDP in dieser Koalition wirklich je gelebt hat. Die CDU war nie geschlossen dafür, ihre Ministerpräsidenten strikt dagegen und die CSU verfolgte wie immer eigene Pläne. Als letzte Gnadenfrist galt die Zeit bis zur Steuerschätzung vergangene Woche, in Wahrheit war es die bis zur Wahl in Nordrhein-Westfalen. Beides fiel für die Regierenden in Berlin erwartungsgemäß deprimierend aus. Geld weg, Mehrheit im Bundesrat weg, dazu neue Milliardenlasten, um den Euro zu retten - da liegen die Nerven blank. Statt nun endlich zu regieren, über Reformen und Einsparungen zu entscheiden, hat sich das schwarz-gelbe Traumpaar in eine handfeste Existenzkrise geritten, ohne bisher etwas geleistet zu haben und vorläufig ohne Aussicht auf Besserung.

Dem Oberliberalen Westerwelle bleibt nichts, als trotzig zu drohen, man könne in NRW auch in eine Ampelkoalition mit SPD und Grünen einscheren. Vielleicht erinnert sich die Kanzlerin bald daran, dass es im Bunde mit der SPD gar nicht so schlecht lief, dass die Minister Steinmeier und Steinbrück andere Kaliber waren als die Ressortchefs der FDP. Ohne einen baldigen Erfolg steht es denkbar schlecht um die Koalition.