Jetzt haben sie es also geschafft. Jetzt ist dieser ach so sympathische Stadtteilverein in die 1. Fußballbundesliga aufgestiegen. Und jetzt soll plötzlich ganz Hamburg braun-weiß sein.

Jetzt werden sie alle wieder aus ihren Löchern kommen und ihre Fähnchen in den Wind hängen.

Jetzt werden sich wieder ganz viele erinnern, dass sie eigentlich "schon immer" St.-Pauli-Fans gewesen sind und dies in den letzten Jahren eben einfach vergessen hatten.

Jetzt werden sie wieder von der "Paaadie" am Millerntor schwärmen, von der tollen Stimmung, von den wahnsinnig lustigen Zuschauern.

Jetzt werden die Unternehmer, die eben noch voller Überzeugung in den Volkspark pilgerten, ihre Kunden in die neuen Pauli-Logen einladen.

Jetzt werden die frisch aus dem Umland auf die Schanze gezogenen Studentinnen ihren Latte-Macchiato-Pappbecher gegen die Astra-Knolle eintauschen und sich mit einem braun-weißen Schal schmücken.

Jetzt werden die Szene-Typen mit den Ich-komme-gerade-aus-dem-Bett-Frisuren statt ihrer Retro-Trainingjacke den Totenkopf-Kapuzenpullover zur Schau tragen.

Jetzt reicht es nicht mehr, einfach nur Fan von einem Fußballverein zu sein, nein, jetzt muss es gleich das viel bemühte "Lebensgefühl" sein.

Jetzt werden sich wieder alle Künstler, Kreativen und Musiker öffentlich zu St. Pauli bekennen. Und sie werden dafür von der ganzen Masse der selbst ernannten Gutmenschen ebenso öffentlich Beifall bekommen.

Jetzt kann man schon wetten, dass in nicht allzu langer Zeit ganz viele Leute wieder vergessen haben werden, dass sie eigentlich "schon immer" St.-Pauli-Fans waren.

Und jetzt ist auch schon absehbar, dass es ihnen zur rechten Zeit wieder einfällt. Dann, wenn es opportun ist. Wenn es angesagt ist. Wenn der Erfolg sexy macht.

Jetzt war es an der Zeit, diese Wahrheiten auszusprechen.

Jetzt geht es mir besser!