Es war am Valentinstag: Ich komme abends nach Hause, sofort stürmt mein Mann hektisch auf mich zu: "Nicht, dass du denkst, die sind für dich ..." Auf dem Küchentisch steht ein Strauß wunderschöner Rosen. Unser achtjähriger Sohn Fabian will sie morgen in der Schule seiner Freundin Melli zum Valentinstag schenken. Dazu Milka lila Herzen in einer Herzform-Verpackung. In meinem Kopf bricht ein Platzregen an Fragen aus: Wird Melli das zu schätzen wissen? Was sagen seine Mitschüler? Werden sie ihn auslachen? Verspotten? Wird Melli die Rosen vielleicht gar nicht annehmen und Fabi ein Trauma bescheren, das ewig nachwirkt?

Am nächsten Morgen zieht mein Sohn mit Rosen und Herzen bewaffnet los. Ganz selbstbewusst, kein bisschen zögerlich. Der Vormittag geht schleppend vorüber. Ich kann es nicht erwarten, bis Fabian aus der Schule kommt. Endlich ist er wieder da! Und??? Fabian strahlt über das ganze Gesicht und sagt: "Melli hat sich ganz doll gefreut und mir auch lila Milka-Herzen geschenkt." Er zieht genau die gleiche Packung lila Herzen aus seinem Ranzen, eingepackt in Cellophan-Folie, dekoriert mit roter Glitzerschleife. "Und Frau Vokrap (seine Lehrerin) fand das toll." Mein Mutterherz tanzt Walzer. Die lila Herzen liegen tagelang auf Fabis Nachttisch, abends schaut er sie selig an. Dann ist die Schokolade stärker, und er isst sie auf. Ein paar Tage später finde ich einen Zettel in Fabians Hosentasche. Ein Brief von Hanna, einer anderen Mitschülerin:

"Hay Fabi, Ich kan nicht glauben das du melli echt Rosen gekauft hast: Frage: Wie viel haben die Rosen gekosted? Frage: Was schenkst du noch melli? Frage: Wie get die Aufgabe (rechne sie), dafür gab es einen extra aufgeklebten Zettel mit einer Rechenaufgabe. Frage: Woher hast du die Sachen für Melli? Frage: Wann hast du mal wieder zeit. Schreib zurück Tschüss Deine Hanni"

Übrigens: Ich habe am Valentinstag auch noch Blumen von meinem Mann bekommen, obwohl er ein Gegner von solch "aufgezwungenen" Geschenken ist. Aber Kinder sind eben tolle Vorbilder für ihre Eltern.