Designer Günter Beltzig testet Hamburger Spielplätze inklusive Sandkästen, Rutschen und Bagger

Ein Mann sitzt auf einem Spielzeugbagger. Mit der einen Hand bewegt er den Baggerarm, mit der anderen steuert er die Schaufel. Nicht zum Spaß baggert Günter Beltzig hier in Planten un Blomen herum, vielmehr zu Demonstrationszwecken. Diesen Bagger hat er entworfen. Beltzig ist einer der bekanntesten Spielplatzdesigner der Welt, er entwarf schon mehr als 400 Stück. Für das Abendblatt bewertete der Bayer vier Spielplätze in Hamburg:

Erste Station ist der große Spielplatz in Planten un Blomen . Das Besondere seien die "verschiedenen Ideologien, verschiedenen Stilrichtungen", erklärt Beltzig. Es gibt künstlerische Spielgeräte wie die geschnitzten Holztiere, aber auch eine Spiellandschaft mit knalligen Farben. Beltzig sieht das jedoch kritisch: "Kinder lieben zwar Farben, und vor allem grelle Farben wecken ihre Neugier und ihr Interesse. Das muss aber nicht unbedingt heißen, dass sich Kinder in einer knatschbunten Umgebung länger wohlfühlen. Es sind eher naturfarbene, unscheinbare Dinge, die entdeckt werden wollen, die ihr Langzeitinteresse wecken." Beltzig kritisiert, dass der Spielplatz insgesamt zu übersichtlich ist. "Kinder wollen entdecken. Ein paar kleine Hügel oder Büsche würden schon helfen. Aber Eltern wollen immer alles überschauen.

Dabei müssen sie das nicht unbedingt. Man kann auch hören", sagt er. Außerdem fehlen ihm hier Spielgeräte, die den sozialen Zusammenhalt fördern. Heutzutage gebe es zu viele Einzelkinder, die es gewohnt seien, immer die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern zu bekommen, aber zu wenig mit anderen Kindern spielen.

Die nächste Station ist der Waldspielplatz im Stadtpark . Beltzig ist wenig begeistert. Auch wenn er die kleinen Hügel "ganz nett" findet, ist ihm der Spielplatz zu konzeptionslos. Die Spielgeräte seien alle recht ähnlich und willkürlich hier und da aufgestellt. Auch Bänke sollten nicht orientierungslos herumstehen. Eine wichtige Funktion eines Spielplatzes ist auch der Müttertreff. Darum sollten Bänke zueinander ausgerichtet sein, daneben eher Spielgeräte für Kleinkinder. Was für die Großen gedacht ist, sollte weiter weg stehen, damit die für sich spielen können.

Der Geister- und Ruinenspielplatz in Eimsbüttel kommt als Drittes unter die Lupe. Er liegt etwas versteckt in einem Hinterhof der Gärtnerstraße, auf dem Gelände eines alten Straßenbahndepots. Die alten Gebäude stehen zum Teil noch, was den Spielplatz sehr reizvoll macht. Günter Beltzig gefällt die unkonventionelle Art dieses Platzes. Es gibt einige sehr künstlerische Spielgeräte und einen großen, zentralen Rutschturm. Beltzig hält solche zentralen Spielgeräte jedoch für problematisch. Wenn mehrere Gruppen auf den Spielplatz kämen, gebe es oft Streit darum.

Im Westen Hamburgs liegt der Waldspielplatz Klövensteen , ein beliebtes Ausflugsziel. Man geht in den Wald hinein und sieht zunächst nur einen Aussichtsturm. Der eigentliche Spielplatz liegt versteckt in einer Mulde, Büsche versperren die Sicht. Das ist für Günter Beltzig die Atmosphäre, die ein Waldspielplatz haben sollte - abenteuerlich. Doch der eigentliche Spielplatz ist zu überschaubar und enttäuschend. Man müsse immer neue Blickwinkel und neue Eindrücke schaffen. Auch wenn der Spielplatz eine schöne Anlage ist, sind für Beltzig die Eigenheiten des Waldes, seine Atmosphäre, nicht genug gefördert worden.