Wahre Größe, so sagt man, zeigt sich in schwierigen Zeiten. So gesehen kann Joachim Löw knapp einen Monat vor der Fußball-WM in Südafrika beweisen, dass er ein guter Bundestrainer ist. Innerhalb weniger Stunden meldeten sich gestern die Leverkusener Nationalspieler Simon Rolfes (erwartet) und René Adler (überraschend) verletzt ab. Eine Herausforderung für den Cheftrainer, die er durch den blauen Brief für den Schalker Kevin Kuranyi selbst befeuert hat.

Der Bundes-Adler fliegt also nicht nach Südafrika. Löw, der sich gerade erst auf seine Nummer eins festgelegt hatte, muss nun wieder neu planen. Ihm ist dringend anzuraten, dass er eine neue Torwartdiskussion im Keim erstickt und sofort Manuel Neuer oder Tim Wiese zum Stammtorwart erklärt. Ein Comeback von Jens Lehmann verbietet sich deshalb von selbst. Als neuer dritter Mann kommt nur ein besonnener, erfahrener Schlussmann wie Bayerns Jörg Butt infrage, der selbst keine Ansprüche stellt.

Die Wahrheit aber ist: Das Torwartproblem ist gar keins. Joachim Löw hat in seiner Truppe weit größere Baustellen - zum Beispiel: Wer soll bei der WM eigentlich die Tore schießen?

Das Feuer der Begeisterung, das diese Nationalmannschaft wenige Tage vor ihrem wichtigsten Auftritt seit vier Jahren entfachen müsste, ist derzeit allenfalls eine Sparflamme. Kaum jemand traut der DFB-Auswahl in Südafrika etwas zu. Und das ist das eigentliche Problem.