Das hat die Polizei überrascht: Kaum ein Linksautonomer in der Stadt, aber trotzdem Gewalt und Randale im Schanzenviertel. Wie schrieb der Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) gestern in einer Pressemitteilung? "Wir hatten in Hamburg die Hoffnung, dass sich die Auseinandersetzungen diesmal in Grenzen halten würden." Hoffnung gibt es immer, aber eine wirkungsvolle Polizeitaktik sollte doch anders aussehen. Dass die Zahl der "Erlebnis-Randalierer" wächst, war seit dem letzten Schanzenfest bekannt. Man hätte sich also durchaus darauf einstellen können, statt eines wohl organisierten Schwarzen Blocks möglicherweise ein paar Hundert spontan zusammenkommende Krawalltouristen bekämpfen zu müssen. Aber die Polizeiführung ist offenbar derart auf politisch motivierte Gewalttäter fixiert, dass alles andere nicht mehr so recht wahrgenommen wird.

Opfer dieser verfehlten Haltung sind die Polizeibeamten, die in zwei Nächten hintereinander im Schanzenviertel ihre Köpfe hinhalten mussten. Opfer dieser Haltung sind aber auch die Bewohner dieses attraktiven Viertels. Haben sie eigentlich kein Anrecht auf Schutz durch die Ordnungsbehörden? Wie müssen sich die Ladenbesitzer fühlen, deren Schaufensterscheiben kaputt, wie die Leute, deren Autos demoliert sind? Kein Wort dazu vom Innensenator. Der behauptete noch gestern, dass "die Polizei die Lage stets unter Kontrolle hatte". Dieser Satz ist leichtfertig. Denn zu einer neuen, zu einer endlich wirkungsvollen Polizeistrategie für künftige Einsätze in der Schanze gehört zunächst das ehrliche Eingeständnis: Es ist ziemlich viel schiefgelaufen am 1. Mai 2010.