Shatler's produziert Fertigcocktails in der Pappdose. Die Fußball-EM soll den Absatz steigern - jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.

Hamburg. Fußball und sonniges Wetter sind für Rüdiger Bartholatus derzeit die wichtigsten Dinge. Für spannende Spiele ist in den nächsten vier Wochen gesorgt, und beim Wetter hofft der Geschäftsführer des Hamburger Getränkeherstellers Shatler's noch auf sonnigere Tage. Denn dann verkaufen sich seine Fertigcocktails viel besser,etwa beim Public Viewing zur Fußball-Europameisterschaft, in Strandklubs, beim Schlagermove in Hamburg oder zur Kieler Woche. "Bei solchen Veranstaltungen ist das Wetter für unseren Absatz entscheidend", sagt Bartholatus. "Bei wolkenverhangenem Himmel hat keiner Lust auf einen Sex on the Beach, Piña Colada oder Mai Tai." Das sind die drei meistverkauften Produkte aus Shatler's Sortiment.

Glas mit Eis auffüllen, den fertig gemixten Cocktail kurz schütteln und dann aus der handlichen Pappdose, einer Lebensmittel-Verbundverpackung, auf das Eis gießen. Das schaffen auch Angelernte hinter dem Tresen. Das in Deutschland bisher einmalige Konzept setzt sich immer mehr durch, nicht nur bei Freiluftveranstaltungen. Shatler's will in diesem Jahr mindestens zwei Millionen Cocktails absetzen.

Ein Barkeeper benötigt für einen Cocktail drei bis fünf Minuten. Zu lange, wenn viele Menschen innerhalb kurzer Zeit ein Getränk wollen, zum Beispiel in der Pause bei Theater, Musical und Oper oder am Tresen einer Diskothek. "Das Produkt ist ideal, wenn es schnell gehen soll, und sichert eine gleichbleibende Qualität", sagt Bartholatus. Außerdem reduziert es die Vorratshaltung an Zutaten. 90 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit der Gastronomie", sagt Bartholatus. Der Rest entfällt auf den direkten Verkauf an Konsumenten über Getränkemärkte und den Internet-Shop. Dort kostendie acht alkoholhaltigen Cocktails je 2,98 Euro. Die vier Mischgetränke ohne Alkohol sind 50 Cent günstiger.

Mit Ausnahme einer echten Cocktailbar - wie etwa das 20up im Hamburger Empire Riverside Hotel - hält der 55-jährige Geschäftsführer seine Produkte fast überall für einsetzbar. "Auf der Reeperbahn haben wir damit großen Erfolg", sagt Bartholatus. Auch die Hotelkette Motel One und viele andere Kunden, die aber Shatler's nicht gestatten, ihren Namen zu nennen, konnten inzwischen gewonnen werden. "Eine Schnapsidee hat sich durchgesetzt", sagt Liane Kohlhaus, die bei Shatler's für die Produktion zuständig ist.

An der Produktidee war sie bereits beteiligt. Als langjährige Chefin derHavanna-Bar am Fischmarkt tüftelte sie mit ihrem Barkeeper schon vor vielen Jahren an einer Lösung, um vor großen Veranstaltungen die Zutaten eines Cocktails zu mischen und frisch zu halten. Doch bis zum fertigen Produkt dauerte es Jahre, obwohl sich das Konzept einfach anhört.

"Wir verwenden nur Saft, Sirup und Spirituosen", sagt Kohlhaus. "Konservierungsstoffe werden nicht zugesetzt." Nach dem Abfüllen sind die Cocktails ein Jahr haltbar. "Wichtig ist es, für einen gleichbleibenden Geschmack zu sorgen, deshalb arbeiten wir nur mit bestimmten Saftlieferanten zusammen", sagt sie. Bis zu 30 Varianten pro Drink waren notwendig, um die optimale Geschmacksrichtung zu finden.

Nachdem Rezeptur und Geschmack stimmten, gab es noch ein Verpackungs- und Abfüllproblem. Erste Versuche mit der Abfüllung in Joghurtbechern und Trinkbeuteln scheiterten. Der Frischegeschmack ging verloren. Dann fand Bartholatus ein geeignetes Unternehmen in Österreich, die Ennstalmilch KG in Stainach, die auch die geeignete Verpackung hatte: handliche Dosen, die nicht der Pfandpflicht in Deutschland unterliegen. "Denn für ein Start-up ist das Einwegpfand eine unüberwindliche Hürde", sagt Bartholatus. Die Österreicher waren bereit, Rezepte von Shatler's zu mischen und abzufüllen. "Wir haben eine Exklusivereinbarung mit dem Unternehmen geschlossen, um Nachahmer abzuschrecken", sagt Bartholatus. Denn die Drink-Rezepte lassen sich nicht patentieren. Während in Österreich produziert wird, sitzen in Hamburg Marketing und Vertrieb mit 23 Mitarbeitern.

"Mit insgesamt zwölf verschiedenen Produkten sind wir gut aufgestellt und decken alle Geschmacksrichtungen von herb über süß bis cremig ab", sagt Bartholatus. Dennoch wird an der einen oder anderen Neuerung probiert.

Doch zunächst geht es darum, mit dem bestehenden Sortiment noch mehr Abnehmer zu finden. Es gibt viele Gastronomen, die das Produkt, das zahlreiche Branchenauszeichnungen erhielt, noch nicht kennen. Shatler's peilt in diesem Jahr einen Umsatz von vier Millionen Euro an, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch außerhalb der Gaststätten und Hotels sieht Rüdiger Bartholatus noch viele Kunden, zum Beispiel auf Schiffen. Bei den Lufthansa-Loungesin Hamburg und in Frankfurt gibt esgerade einen Testlauf von Shatler's. Schon einmal hat Bartholatus ein Unternehmen zum Erfolg geführt: Er war einer der Gründer des Internet-Portals mobile.de, das an Ebay für Millionen verkauft wurde.