Hamburg. Weil es eine Neuerung gibt, brach an Ausfahrtschranken der Verkehr zusammen. Was dahintersteckt – und Kunden wissen müssen.

An den Zu- und Ausfahrten des Elbe-Einkaufszentrums (EEZ) in Hamburg-Osdorf spielen sich seit Tagen zum Teil chaotische Szenen ab. Leere Autos stehen mit eingeschalteter Warnblinkanlage an den Schranken der Ausfahrtspuren, während Fahrerinnen und Fahrer unterwegs zu den Kassenautomaten sind.

Andere schimpfen aufgebracht in die Gegensprechanlagen der Betreibergesellschaft. Überall wird hektisch hin- und herrangiert – und laufend ertönt Gehupe. Der Grund für den wilden Aktionismus vor Ort: Nachdem Autos auf den Parkdecks über viele Jahre eine Stunde lang kostenlos abgestellt werden konnten, gilt seit dem vergangenen Montag ein „flexibles Preissystem“. Das bedeutet: Die Parkkosten werden danach berechnet, wann man durch die Schranke fährt.

Hamburg-Osdorf: Kurzes Parken am Elbe-Einkaufszentrum kostet jetzt Geld

Wer unter der Woche vormittags eintrifft, zahlt nur 50 Cent, wer in Stoßzeiten wie Freitagnachmittag oder Sonnabend ankommt, zahlt mehr. Der jeweilige Tarif wird an elektronischen Tafeln neben den Einfahrtspuren eingeblendet. „Sie parken heute bei uns für 1,30 Euro je angefangene Stunde“, verkündeten die Schilder beispielsweise am Freitagmittag an den Zufahrten. Neu ist: Kostenlos parken kann man jetzt nur noch eine halbe Stunde lang, danach werden die aktuellen Tarife fällig.

Am Elbe-Einkaufszentrum herrschte in den vergangenen Tagen Chaos.
Am Elbe-Einkaufszentrum herrschte in den vergangenen Tagen Chaos. © Matthias Schmoock | Matthias Schmoock

Das Problem vor Ort: Viele Autofahrerinnen und -fahrer übersehen die Schilder oder verstehen sie nicht richtig. „Ich fahre hier seit Jahren immer freitags ins Parkhaus und habe davon überhaupt nichts mitbekommen“, sagt Olaf Hansson aus Othmarschen. „Ich finde, das ist nicht gut kommuniziert – und eine halbe Stunde kostenfrei ist auch zu wenig.“

Hamburg-Osdorf: Centermanager vom Elbe-Einkaufszentrum verteidigt neues Parksystem

Centermanager Gerhard Löwe verteidigt das neue System: „Auf diese Weise entzerren wir den Andrang und belohnen diejenigen, die ihre Aufenthaltszeit flexibel gestalten“, sagt Löwe.

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Was viele auch noch nicht wissen: Ab sofort müssen alle Parkenden zum Aus-Checken vorher immer erst zum Kassenautomaten, um ihr Ticket entwerten zu lassen. Vorher konnte man nach einer (kostenlosen) Stunde einfach so rausfahren. Auch das muss sich, wie sich aktuell zeigt, noch einpendeln.

Hamburg-Osdorf: Anwohner wegen plötzlichen Parkgebühren genervt

Immerhin zeigte sich die Betreibergesellschaft in den vergangenen Tagen auch immer wieder kulant. Viele von denen, die sich beschwerten und kleinlaut um Nachsicht baten, hatten Glück und wurden ohne zusätzliche Kosten durch die Schranken gelassen. Da die Mitarbeiter an den Schaltstellen dazu aber offenbar keine klaren Vorgaben hatten, galt die Großzügigkeit vor Ort nicht für alle.

Birgit Lohmann aus Osdorf gehörte zu denjenigen, die nachlösen mussten, obwohl sie nur 40 Minuten geparkt hatten. Sie ließ ihr Auto vorübergehend direkt vor einer der Schranken stehen. Lohmann entnervt: „Ich finde das alles überhaupt nicht gut.“

Gerhard Löwe verspricht, dass man vor Ort in den kommenden Tagen mit denjenigen großzügig verfahren werde, die sich noch nicht an das neue System gewöhnt haben. Und: Autofahrerinnen und -fahrer mit Behindertenausweis dürfen nach wie vor eine Stunde kostenlos parken.