Tagesmütter in Othmarschen lassen Demenzkranke mit Ein- bis Dreijährigen spielen, basteln und essen. Wie beide Seiten davon profitieren.

Othmarschen. Wenn die 15 Kleinkinder im Alter zwischen einem und drei Jahren mittags an der Wohnanlage Fallen Anker vorbei tapsen, freuen sich die Senioren hinter den Fenstern. "Die sind so niedlich", sagt Dieter Rauscher, 64. Die Kinder der Tagesmüttervereinigung Bernadotties aus der Bernadottestraße in Othmarschen gleich nebenan essen täglich mit den demenzkranken Menschen zu Mittag, basteln und spielen mit ihnen.

"Durch dieses generationsübergreifende Miteinander lernen die Kinder, kranke und alte Menschen als selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft kennen. Sie lernen alten und gebrechlichen Menschen mit Achtung und Wertschätzung zu begegnen", sagt Tagesmutter Catrine Tummeley. Und die Alten blühen auf, wenn sie die Kinder um sich haben und zeigen sich ganz fürsorglich.

Da ist zum Beispiel die 90-Jährige, die sagt, sie könne sich nicht bewegen, ihr Rücken schmerze zu sehr, "aber beim Fußballspielen mit den Kindern ist davon nichts zu merken, sie bückt sich, schießt den Ball und ist voll dabei", sagt Catrine Tummeley. Gerade wurden ein Spielplatz und ein Sinnesgarten auf dem Gelände der Seniorenanlage für Alt und Jung neu gestaltet.

134 Menschen mit Demenz leben dort, die Kooperation mit den Tagesmüttern sei etwas ganz Schönes, weil es ein Stück Normalität in den Alltag bringt, sagt Hartmut Berndt, der die Anlage leitet. "Das ist bei uns wie ein großer Marktplatz mit dem Gewusel der Kinder", sagt er. Die alten Leute freuen sich. "Selbst wenn sie nicht aktiv mitmachen und den Kindern nur beim Spielen zugucken, strahlen sie und sind glücklich", sagt die Pflegedienstleiterin Claudia Pilß.

+++ Demenz: Leben in einer eigenen Welt +++

Wenn die alten Menschen durch die Demenz seltsame Dinge tun und beispielsweise einfach losschreien, weinen oder Tischdecken zusammen rollen und irgendwie alles durcheinander bringen, stört das die Kinder überhaupt nicht. "Die Kinder sind authentisch und gucken dann einfach nur zu", sagt Catrine Tummeley.

Annemarie Jacob, 89, sagt, dass es einfach schön sei, sich wieder zu erinnern, wie Kinder sind. "Das ist ein Geschenk für uns." Ihr Mann Günther, 90, der an Demenz leidet, sitzt im Rollstuhl und sei eher passiv, "wenn er die Kinder sieht, dann ist er nur am Lachen."

Und die Kinder profitieren ebenfalls. "Die alten Menschen haben mit den Kleinen eine unendliche Geduld, die uns Eltern im Alltag häufig fehlt", sagt Nicola Schwanenberg. Ihre 14 Monate alte Tochter Marielle gehört zu den Bernadotties. Das nächste Projekt ist schon in Planung. Die Gruppenräume der Bernadotties sollen mit in das Altenheim integriert werden.