Die Hamburger Band begeht ihr 25. Jubiläum mit einer CD-Veröffentlichung und einem Konzert im Uebel & Gefährlich.

Band-Jubiläen werden oft mit aufwendig gestalteten Best-of-Boxen zelebriert, in der noch mal jeder Songentwurf und jeder Outtake aus den Archiven herausgekramt wird, um den Fans und den Sammlern Anlass genug zu geben, diese teuren Exemplare auch zu kaufen. Die Sterne sind einen anderen Weg gegangen. Zu ihrem 25-jährigen Bestehen haben sie zwei Dutzend Bands und Solokünstler um Coverversionen ihrer Songs gebeten. Das Ergebnis ist ein Doppelalbum unter dem Titel „Mach’s besser: 25 Jahre Die Sterne“.

Zu den befreundeten Künstlern, die sich etwas haben einfallen lassen, gehören Family 5 und Fehlfarben, Peter Licht und Isolation Berlin, Rapper Björn Beton von Fettes Brot, Lambert und viele andere. Auf Hamburger Künstler wie Bernd Begemann, Bernadette La Hengst und Die Goldenen Zitronen, mit denen Die Sterne eine lange Freundschaft verbindet, haben sie verzichtet. „Die Verbindung ist zu dicht, wir wollten auf dem Album Bands haben, die sich musikalisch deutlich von uns unterscheiden“, sagt Sänger und Songschreiber Frank Spilker.

Die Sterne gehören zu einer Gruppe, die unter dem Begriff „Hamburger Schule“ in die Popgeschichte eingegangen ist. Spilker sieht ihn als Schublade, in die seine Band gepackt wurde, obwohl sie musikalisch anders klang als etwa Blumfeld oder später Tocotronic: „Das Verbindende waren eher die Sprache und der Diskurs. Musikalisch war für uns Sampling, wie im Hip-Hop üblich, deutlich wichtiger.“ Aber Spilker räumt auch ein, dass Hamburg immer ein gutes Pflaster für Kreative gewesen sei und deshalb überhaupt so etwas wie die „Hamburger Schule“ entstehen konnte. Aber wichtiger für ihn und sein Schreiben ist der Mikrokosmos St. Pauli, wo er seit Jahrzehnten lebt.

Die Sterne
Die Sterne © HA | Materie Records

Mit „Wenn Dir St. Pauli auf den Geist fällt“ haben Die Sterne eine Hymne auf den Stadtteil geschrieben, die bisweilen bei den Heimspielen des FC St. Pauli durchs Millerntor-Stadion dröhnt. Das Lied, von Stereo Total auf dem Jubiläumsalbum gecovert, zeigt exemplarisch Spilkers Art des Songschreibens, weil er hier eine innere und eine äußere Perspektive zusammenbringt. „Der Text drückt wie ein klassischer Schlager ein Gefühl aus, es wird die Heimat besungen. Doch im Subtext geht es um soziale Entwicklung und Gentrifizierung, sodass der Song eine andere Schwingung bekommt“, erklärt er. „St. Pauli ist ein Ort, an dem man gut leben kann und den man unbedingt verteidigen sollte“, sagt er und erwähnt in diesem Zusammenhang die zunehmenden Schwierigkeiten für Musiker.

„Durch Gentrifizierung verschwinden immer mehr Räume. Es gibt nur noch ganz wenig Plätze in der Stadt, in denen man Krach machen kann. Proberäume und Studios müssen bezahlbar bleiben, das wird immer schwieriger“, sagt Spilker. Auch Die Sterne leben in ständiger Angst, dass sie ihren Probenraum in Altona-Nord aufgeben müssen, weil das Gebäude eventuell abgerissen wird und einem Neubau weichen muss: „Wenn wir hier rausfliegen, weiß ich nicht, wo wir dann suchen und hingehen sollten.“ Aber immerhin habe Hamburg begriffen, wie wichtig diese Szene für das kulturelle Leben in der Stadt ist.

Elf Studioalben haben Die Sterne bisher veröffentlicht

Obwohl die Bedingungen vor 25 Jahren andere waren als heute in Zeiten von Internet und digitalen Produktionsmöglichkeiten, sieht Frank Spilker eine Reihe von Parallelen zwischen den 90er-Jahren und der Gegenwart. „Wenn man eine Band gründet und nicht zur Coverbanddienstleistungsfirma werden will, braucht man eine Vision. Es ist ein wenig wie bei einer Sekte: Wir glauben an etwas. Dann muss man seine eigene Sprache und seine eigene ästhetische Ausdrucksform finden.“ Die Sterne haben ihren Stil gefunden und ihn auf elf Studioalben und ein paar EPs nachhaltig dokumentiert. Bei ihrer laufenden Tournee werden Frank Spilker, Thomas Wenzel und Christoph Leich sicher ein Best-of-Programm mit Nummern wie „Universal Tellerwäscher“, „Was hat euch bloß so ruiniert“ und „Fickt das System“ spielen. Den Schlusspunkt setzt die Hamburger Band natürlich in ihrer Heimatstadt – am 2. März im ­Uebel & Gefährlich.

Die Sterne - Konzert Do 2.3., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 22,70 im Vorverkauf; www.diesterne.de