Wenn der Hafen Hamburgs Tor zur Welt ist, ist die Alster der Schlüssel zum Herzen eines jeden Touristen. Wo in Deutschland gibt es eine zweite Stadt mit einem Binnensee derartigen Ausmaßes?

Die 164 Hektar Wasserfläche reichen am südlichen Ende der Außenalster von Stars wie Udo Lindenberg und Pierce Brosnan im Hotel Atlantic bis zu Oma Emma, die im Norden bei "Bobby Reich" einen Krabbentoast bestellt. Wenn das keine Distanz ist! Umrahmt wird das Ganze von traditionsreichen Bootsverleihern wie Hans Pieper, Prüsse, Seebeck sowie Bodo's Bootsteg und den wahrscheinlich hübschesten Joggern der Welt.

Aber lassen Sie sich nicht täuschen! So lieblich und unschuldig wie die Alster mit ihren Weiden und Spazierwegen daherkommt, ist sie nicht. Der Wind, der Wind, das tückische Kind! Auf der Höhe Rabenstein können unerwartete Böen einen idyllischen Segelnachmittag abrupt ins Wasser fallen lassen. Und nicht umsonst werden fast wöchentlich Regatten beim NRV-Clubhaus gestartet. "Die Alster gehört zu den anspruchvollsten Revieren, die es gibt", erklärt Calle Sibbert, Inhaber der Segelschule Prüsse. "Der Wind dreht ständig, was natürlich gefährlich ist, aber auch bedeutet: Nirgends kann man besser Segeln lernen als hier."

Segel-Novizen sollten vor allem zwei Dinge beachten. Erstens: umgehend die gelernten Vorfahrtsregeln aus dem Sportbootführerschein-Kurs vergessen, denn die Alster ist eines der wenigen Gewässer Deutschlands, auf der die Vorfahrtsregeln der Straßenverkehrsordnung gelten: rechts vor links. Und zweitens: immer schön den Alsterdampfern ausweichen. Wie Bulldozer bahnen die sich an schlecht gelaunten Tagen ihren Wasserweg. Ansonsten genießen Sie freie Fahrt! Ruderer, Schlauchboote, Tretboote, bemannte Gummireifen und andere zu groß geratene Quietscheentchen (Segler sprechen hinter vorgehaltener Hand von "Treibholz") müssen Seglern den Vortritt geben.

Eng werden kann es dennoch mal, vor allem gegen Feierabend, wenn genervte Großstädter die Segel hissen, um ihren Stress abzuspülen. Bei drohenden Kollisionen helfen nur noch geschickte Manöver mit der Congerjolle und somit die Rückbesinnung auf das, was Segeln bedeutet: Sport. Bewegung ist also erwünscht und gefordert. Nur so schmeckt anschließend das Alsterwasser und ein selbst gemachtes Eis von Anneliese Saemann, Inhaberin des Cafés und Restaurants Bobby Reich.

Sie freut sich seit mehr als drei Jahrzehnten über einen der schönsten Arbeitsplätze Hamburgs und sagt: "Nach all den Jahren genieße ich immer noch die unglaubliche Aussicht." Das tut sie übrigens durch eine unerwartet modische Brille, wie sie eigentlich sonst nur die Model-Joggerinnen tragen. Wo sie die denn gekauft habe? "Ach wissen Sie", sagt Saemann lachend, "Brillen und Regenschirme kaufen wir nicht." Die bleiben liegen. Also Vorsicht: Der Alsterblick lässt Sie alles um sich herum vergessen.

Erlebnis

Bobby Reich, Fernsicht 2, 22301 Hamburg, Tel.: 040/48 78 24, www.bobbyreich.de

Öffnungszeiten: Bootsverleih von 9.00-20.00 Uhr, Restaurant 10.00-24.00 Uhr

ÖPNV: Busline 109, Haltestelle Harvestehuder Weg oder U 1 bis Klosterstern

Segelschule Käpt'n Prüsse, An der Alster 47a, 20099 Hamburg , Tel.: 040/280 31 31, www.pruesse.de

Öffnungszeiten: 10.00-21.00 Uhr

Preise: Anfängerkurs für den Sportbootführerschein Binnen/Segeln (A-Schein), Theorie und 20 Doppelstunden: 420 Euro

Termine: Der nächste Kurs Sportbootführerschein See (SBFS) startet am 5. November.

Nahverkehr: S-Bahn bis Dammtor (dann ca. 5 Minuten Fußweg)

Geeignet für Segel-Profis und Anfänger, die die Kapitäne der Alsterdampfer so richtig zur Weißglut treiben wollen.