Das “Hotel zum Bär“ in Quedlinburg überzeugt mit großer Gastlichkeit und heimischer Kost. Zahlreiche Promis waren schon da.

Keine Frage, Quedlinburg gehört zu den schönsten Fachwerkstädten, die sich rund um den Harz gruppieren. Aber im Gegensatz zu anderen Orten, wie zum Beispiel Wernigerode, das mehr einem Museumsdorf gleicht, ist Quedlinburg ursprünglicher und ein wenig spröder, was vielleicht auch daran liegen mag, dass hier oftmals noch immer das Geld fehlt, um jedes Haus zu restaurieren.

Inmitten der Stadt, am schön gestalteten mittelalterlichen Marktplatz, liegt das "Hotel zum Bär". Als massiver Barockbau mit strenger Fassadengliederung ist es nicht zu übersehen. Bereits 1748 wurde es als "Beherbergungs- und Logierbetrieb" konzessioniert und war schon damals weit über die Grenzen der Stadt für seine vorzügliche Küche bekannt.

Schon immer haben sich hier bekannte und berühmte Persönlichkeiten wohlgefühlt. So hat 1817 Johann Wolfgang von Goethe in dem Fachwerkhaus genächtigt. Der Dichter Julius Wolff, bekannt durch seine Geschichte "Der Rattenfänger von Hameln", hat in diesem Gebäude sogar das Licht der Welt erblickt. Heute haben sich prominente Künstler wie Otto Waalkes, Matthias Reim, Xavier Naidoo und Chris Roberts sowie Schauspieler Ottfried Fischer und Wolfgang Stumph ins Gästebuch eingetragen.

Durchgängig bis zum heutigen Tag ist dieses Haus immer als Hotel geführt worden. Seit 1997 ist es von der Familie Severin gepachtet. Alle Familienmitglieder sind hier tätig. Doreen Severin-Heiruth ist die Einzige, die eine klassische Hotelausbildung absolviert hat. Ihr Bruder Sandro hat zunächst eine Kfz-Mechaniker-Ausbildung und danach eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Zuletzt hat er als Autoverkäufer gearbeitet, bevor er in den Familienbetrieb eintrat. Der Umgang mit Menschen macht ihm einfach mehr Spaß. So ist er für die Rezeption und Gästebetreuung zuständig. Und Vater Günter übernimmt alle anderen Tätigkeiten, "er ist vom Nachtportier bis zum Hausmeister unser guter Geist", sagt sein Sohn anerkennend.

Das Team wird vervollständigt durch Claudia Fröhlich, langjährige Küchenchefin des Hauses. Im ansprechenden Ambiente des Restaurants "Bärenschänke" mit einigen Jugendstilelementen wird heimische Kost möglichst frisch zu angemessenen Preisen angeboten. Auf der Karte stehen nur wenige ausgewählte Gerichte, dennoch ist für jeden Gast etwas dabei. Zu empfehlen ist besonders die Harzer Bachforelle, die es wahlweise "Blau" oder auf "Müllerin Art" zubereitet gibt. Dazu passen die Weine vom Harzer Weingut Kirmann. Müller-Thurgau, Weißburgunder und Traminer stehen zur Wahl. Das vom Harz geschützte milde Klima der Region und der lehmige Boden mit hohem Steinanteil bringen unverwechselbare Weine hervor.

In den letzten Jahren hat sich das Hotel zum Komplex entwickelt, denn neben einem Gebäude im Hof, in dem auf Anfrage auch kosmetische Behandlungen und Massagen durchgeführt werden, ist noch das Nachbarhaus am Markt dazugekommen. Im dortigen "Marktcafé" hat Sandros Freundin Nicole Sonderhoft die Geschäftsführung übernommen. Vor allem die "Brockentorte", etwa 15 Zentimeter hoch und aufgebaut wie ein Windbeutel mit Ananas und Heidelbeerkonfitüre, ist der Renner. In dem gegenüberliegenden Gebäude, in dem sich früher das Finanzamt befand, sind nun weitere Zimmer, Suiten und Veranstaltungsräume untergebracht.

Stilvoll im romantischen Look sind alle 52 Zimmer individuell eingerichtet und hochwertig ausgestattet. Geschmackvoll in der Einrichtung und bei der Abstimmung der Farben und Stoffe, fühlt sich der Gast in diesem historischen Ambiente sofort wohl. Dazu kommt die persönliche Betreuung durch die Gastgeber, die dieses privat geführte und charmante Drei-Sterne-Hotel so empfehlenswert macht.

Dazu passt auch die Philosophie des Hauses, wonach "der Gast immer wieder positiv überrascht werden soll", wie es die Absicht des noch jungen Hotelchefs ist. So ist zum Beispiel die Benutzung der Fahrräder kostenlos, ebenso das Parken, was längst nicht mehr in jedem Hotel üblich ist.

"Auf eine betriebsinterne Hierarchie wird bei uns weitgehend verzichtet", betont Sandro. Er hat damit bisher gute Erfahrungen gemacht. "Dadurch fühlen sich unsere Mitarbeiter in die Verantwortung eingebunden und haben mehr Spaß bei der Arbeit."

Und das kommt letztlich wieder dem Gast zugute. So steht das ",Hotel zum Bär' für die Gastlichkeit im Herzen der Stadt" - wie es völlig treffend auch schon im Prospekt steht.

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