Kleine Fluchten: In kurzer Zeit entwickelte sich das “Casa Camper“ zum einem der beliebtesten Hotels in Berlin

Rund um die Hackeschen Höfe boomt es. Hier hat sich in kurzer Zeit eins der neuen Zentren in Berlin etabliert. Da verwundert es nicht, dass auch das "Casa Camper", Ableger des berühmten Vorgängers in Barcelona, hier seinen Standort gewählt hat. Seit mehr als einem Jahr erfreut sich der achtgeschossige Neubau großer Beliebtheit. Am Eingang stehen viele der originellen Schuhe von Camper als Deko in einer Vitrine, denn der mallorquinischen Schuhfirma gehört dieses Hotel. Die natürliche Art der Freundlichkeit, mit welcher der Gast hier empfangen wird, stimmt positiv ein.

Der dunkelrote Farbton und der Holzfußboden in den 51 Zimmern vermitteln Geborgenheit. Große Kissen auf dem Bett sorgen für Bequemlichkeit. Ein großer Stadtplan von Berlin-Mitte, auf dem alle wichtigen Sehenswürdigkeiten eingetragen sind, hängt im Zimmer. An der Musikanlage kann man seinen MP-3-Player anschließen, während die beiden Designerlampen optimales Licht zum Lesen bieten. In einem pfiffig gestalteten kleinen Ringbüchlein finden sich viele gute Tipps für Berlin.

Eine Besonderheit ist die Aufteilung des Raumes. Dort, wo normalerweise das Bett steht, nämlich in der unmittelbaren Nähe des Fensters, befindet sich hier ein zweckmäßig eingerichtetes Bad, das durch Vorhänge abgetrennt werden kann. Seife, Shampoo, Body- und Handlotion in zeitlos schönen Dispensern sind hochwertig und stammen von der Firma Rituals. Das gesamte Wärme- und Klimasystem ist auf Sparsamkeit getrimmt, hat aber den Nebeneffekt, dass sich die Fenster nicht öffnen lassen.

Alexander Schneider ist "general manager" des Unternehmens. Er kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken und stieg schnell in der Hotelhierarchie auf. 2009 übernahm er die Leitung des "Casa Camper". Dabei verfolgt er eine klare Linie und kommt wieder auf den ursprünglichen Sinn von Hotels zurück. "Die Designsprache ist heute mehr oder weniger dieselbe, die Reduktion im Service spürbar, und die Hardware tritt immer mehr in den Vordergrund. Wir steuern hier aber gegen diesen Trend und wollen wirkliche Gastgeber sein, was sich hauptsächlich durch den Service definiert", ist seine Vorgabe. Die Zimmer werden im Laufe des Tages aufgefrischt, und am Abend gibt es einen Zimmerservice wie im Fünf-Sterne-Hotel: Auf dem Bettvorleger stehen die Wabi-Slipper, eine Flasche Wasser am Bett. Auch der Schuhputzservice kann in Anspruch genommen werden. Wer mag, kann für einen Aufpreis von sieben Euro das Frühstück ans Bett geliefert bekommen.

Gern gibt der sympathische Hoteldirektor originelle Besichtigungstipps, schlägt zum Beispiel einen Besuch des Volksparks in Friedrichshain vor. Im ehemaligen Tiergarten von Ost-Berlin gibt es heute monumentale Kunst, einen wunderbaren Biergarten und einen schönen Märchenbrunnen zu entdecken. "Wir wollen die sympathische Seite fern der Marco-Polo-Trampelpfade empfehlen", sagt er.

Der Restaurantbereich "Tentiemplé" ist "das Wohnzimmer unserer Gäste", wie Alexander Schneider stolz betont. Außer dem Frühstücksbuffet kann hier rund um die Uhr ein umfassendes Angebot an Kaffee, Tee, Soft Drinks, kleinen Salaten in Weckgläsern, warmen und kalten Snacks sowie Sandwiches in Anspruch genommen werden. "Wir bieten hier die Speisen eines klassischen ,Deli' unseren Gästen kostenfrei an", sagt der Hotelchef.

Das Restaurant "Dos Palillos" wurde von Roman und Erwan Bouroullec entworfen. Die Formensprache ist hell und schlicht, die Fenstervorhänge bestehen aus Goldfolie. Bernhard Munding führt die Küchencrew an, die aus sieben Köchen besteht. Sie werden beim Menü zwischen zwölf und 16 Gängen auch benötigt. Serviert werden asiatische Speisen im spanischen Tapasstil - spannend, kreativ und überraschend; ein Esserlebnis der besonderen Art! Wichtig ist dem Chef des Hauses die Bodenhaftung, denn wer die verliere, "zieht sie sich vom Gast zurück". Dies dürfe aber keinesfalls sein. Das Motto ist deshalb: "Spaß an der Arbeit haben und jeden Tag ein bisschen besser werden." Das Konzept scheint aufzugehen, die Akzeptanz ist groß. Schon nach kurzer Zeit wurde das Haus zum drittbeliebtesten Hotel Berlins gewählt.

Zur Erholung von Körper und Geist steht ein kleiner aber feiner Saunabereich mit Ruheraum im Untergeschoss zur Verfügung. Wasser, Tee und Säfte sind hier gratis. Auch ein Fitnessraum ist vorhanden. Körperliche Betätigung kann aber anders ganz einfach stattfinden: "Nimm die Treppen, es ist gesünder", steht auf den Türen zum Treppenhaus. Dabei wird das Treppensteigen zum Kunsterlebnis, denn so sieht der Gast die vielen großformatigen Fotos, die er sonst nicht entdeckt hätte, was ein echtes Versäumnis wäre.

"Kleine Fluchten" gibt es auch als Buch: Jeder der drei bislang erschienenen Bände stellt 50 Häuser vor und kostet 12,95 Euro. Hier geht's zum Shop