Eine Glosse von Nico Binde

Angesichts der frostiger werdenden Temperaturen werden Hamburgs Vogelfreunde vom Naturschutzbund gebeten, auf eine ausgewogene Ernährung der Tiere während der Wintermonate zu achten. Und das gestaltet sich durchaus schwieriger als früher. Denn es gibt offenbar viele Falschfütterer. Das geht schon bei der Behausung los.

So sei es für einige Tiere inzwischen inakzeptabel, bei der Nahrungsaufnahme auf ein Dach über dem Kopf zu verzichten. Durchnässte, freiliegende Kost munde allenfalls noch anspruchslosen Obstliebhabern wie Amsel oder Rotkehlchen. Frei hängende Knödel seien im Grunde nur noch Meisen zuzumuten. Buchfink, Dompfaff oder Spatz dagegen lehnen eine unüberdachte Vogelspeisung mittlerweile komplett ab. Lieblos in die Landschaft geworfene Haferflocken begreifen die Tiere als persönliche Beleidigung. Erste Flugverbindungen zu rückständig gestalteten Futterplätzen wurden eingestellt, einige Spatzenkolonien befinden sich im Hungerwarnstreik.

Wer das Spatzenherz in diesem Winter also nicht brechen will, muss für den trockenen Vogelfuß anbauen. Oder die Fütterung umstellen. Auf Greifvögel. Geschickt deponierte Fleischprodukte erhöhen zumindest die Chance, einen Habicht anzulocken. Und ein Habicht auf dem Balkon ist doch besser als die Taube auf dem Dach, oder?

Andererseits: Wenn vom 4. bis 6. Januar wieder die Stunde der Gartenvögel schlägt, also Hamburg seine gefiederten Freunde zählt, könnte es etwas komisch klingen, wenn man beim Naturschutzbund die Ergebnisse durchgibt: zwei Meisen, drei Buchfinken, sechs Spatzen und 1400 Habichte.