Eine Glosse von Axel Ritscher

Die Kommunaltrasse ist zutiefst demokratisch. Darin gleicht sie ihren Erfindern, den modernen Verkehrsplanern, die sich gleichsam ohne Schlips und Kragen locker und lässig durchs Leben regulieren. Spätestens seit der ersten Ölkrise möchten sie, dass der Autofahrer nicht mehr der Stärkere ist. Gleichberechtigung und Entschleunigung treffen sich zum friedlichen Miteinander an der Mönckebergstraße. Fußgänger können selbstbewusst ausschreiten, der öffentliche Personennahverkehr darf rollen und das Fahrrad als Bote der Altersarmut kommt auch vor. Das Taxi setzt die Tupfer. Leben und leben lassen. Jeder weicht jedem aus. Nicht zuletzt deshalb, weil man sich untereinander oft alles andere als grün ist.

Denn auch im vermeintlichen Reservat Kommunaltrasse hat sich eine klare Hackordnung etabliert. Zuoberst steht der Fußgänger, der gern ohne irgendeinen Blick auf herannahenden Schwerlastverkehr unter Einsatz seines Lebens auf die Straße stolpert. Er hat erkannt, dass dem Menschen als höchstem aller Güter niemand an die Karre fahren darf. Silber gewinnt der Bus, geschätzt und geachtet wegen seiner Nützlichkeit für die Gemeinschaft. Nur die Liebe, die muss er entbehren. Das Taxi steht viel, aber sein Fahrer sitzt gut und hat was zu gucken. Am Ende der Nahrungskette strampelt der Radfahrer. Nach seiner Slalomfahrt um den irrlichternden König Fußgänger wird er gern in den Rinnstein gedrängt oder bekommt rasch einige Kubikmeter Feinstaub aus dem Rohr eines großen Diesels ins Gesicht. Selbst schuld, wer da einatmet. Der weise Radler lässt einfach los: Er steigt ab und wird König.