Hamburg. Der kleine Grieche in unserer Straße, / da, wo das Leben noch lebenswert ist, / dort bei dem Griechen in unserer Straße, / da fragt dich keiner, was du hast oder bist.“
Mit diesem leicht abgewandelten Liedtext von Peter Alexander ist die Taverna zum Olymp in der Eimsbütteler Bismarckstraße schon ziemlich gut beschrieben: Treffen sich hier doch Junge und (gerne mal) etwas Ältere, Menschen aus der Nachbarschaft, die den Laden einfach als Kneipe nutzen, und vor allem viele Genießer, die unkompliziert und trotzdem ausgesprochen gut essen wollen. Seele des Ladens ist der überaus freundliche und aufmerksame Inhaber Michalis Papadopoulos, der hier schon seit Jahrzehnten mit seiner Frau Anna segensreich wirkt, seine Augen überall und für jeden ein freundliches Wort hat und bei Hochbetrieb förmlich im Zeitraffer durch das Lokal wirbelt.
Sehr erfreuliche Akzente setzt auch das dargereichte Essen. Zwar finden sich auf der Karte die sattsam bekannten Griechen-Klassiker à la Gyros, Bifteki, Souvlaki und Co. Der Eingeweihte füllt seine Eingeweide hier jedoch deutlich abwechslungsreicher mit vielen leckeren Kleinigkeiten, die teils gar nicht auf der Karte stehen, auf Wunsch aber gern gereicht werden. Absolut amtlich ist das Tarama, die klassisch-würzige Paste aus Fischrogen und Kartoffeln mit hausgebackenem Brot. Klasse auch die Zucchinipuffer, die wunderbaren gegrillten Calamaris, die in Linsenmehl gewälzten und gebackenen Zwiebelringe, die gegrillten Austernpilze mit Zitronensaft und Knoblauch ...
Restaurant verbindet Gemütlichkeit mit dem Charme der 80er-Jahre
Wer mag, kann hier den ganzen Abend mit einem nicht enden wollenden Reigen von Kleinigkeiten verbringen, die durchweg schlicht, aber sehr stimmig und gut zubereitet sind. Das gilt auch für die Hauptgerichte, vor allem die Lammzubereitungen: Ob die à point rosa gegrillten Lammkoteletts vom Karree, die Lammsouvlaki oder das Lammfilet – alles kommt in hervorragender Fleischqualität auf den Tisch. Unerreicht ist auch das gegrillte Lammhack, das man sich idealerweise ohne Schafskäsefüllung bestellt – die lenkt nur ab.
Preislich wie einrichtungsmäßig (Eiche rustikal, Modell Eckkneipe, nicht umsonst hieß der Laden einst Eichenburg) gilt: Irgendwie ist die Taverna in den leicht abgeschrabbelten, gemütlichen 80ern hängen geblieben. Ganz offenkundig ist das Inhaberpaar weniger bestrebt, hier den schnellen Euro, als seine Gäste auf Dauer glücklich zu machen. Die Rechnung scheint aufzugehen, der Laden ist meist gut gefüllt. Die Aufmerksamkeit und Geradlinigkeit, in jedem kleinen Detail spürbar, sind es auch, die einen hier zusammen mit dem Essen geradewegs in den Genuss-Olymp führen. Aber wie verschlug es den sympathischen Gastgeber aus dem Süden ins kühle Hamburg?
Von der Behördenwillkür in Saloniki war er genervt
Michalis Papadopoulos erinnert sich: „Geboren wurde ich 1958 im Dorf Kastanoussa unweit der bulgarischen Grenze. Nach Grundschule und sechs Jahren Gymnasium auf dem Internat habe ich ein Grundstudium auf der Fachhochschule für Elektrotechnik absolviert, was mir hinterher eine ziemlich entspannte Militärzeit als Flugzeugtechniker auf der schönen Insel Santorini einbrachte. Mit 23 bin ich zurück in mein Heimatdorf und habe mit meinem Vater in dessen kleiner Baufirma und in der Landwirtschaft gearbeitet. Mir gefiel das, aber mein Vater wollte, dass ich in die Stadt gehe, weil er in diesem Dorf keine Zukunft für mich sah – wie heute klar ist, völlig zu Recht. Da ich als Student schon gern gekellnert hatte, ging ich nach Saloniki, wo ich recht erfolgreich in die Altstadt-Taverna eines älteren Herrn mit eingestiegen bin. Hier habe ich in zweieinhalb Jahren das meiste gelernt, was ich über Gastronomie wissen musste, und parallel eine Privatschule für Steuerfachangestellte besucht.
Nachdem ich schon längere Zeit von Behördenwillkür und Schikanen in Saloniki schwer genervt war, besuchte ich Anfang 1987 eine Bekannte in Harburg. Da ich noch kein Deutsch konnte, gingen wir öfter in griechische Lokale – und in einem davon hatte ich mein Schlüsselerlebnis: Am Nachbartisch beobachtete ich eine erregte Diskussion zwischen einem sichtlich verärgerten deutschen Gast und dem griechischen Kellner. ‚Was wollte der denn?‘, fragte ich den Kellner: ‚Der wollte sein Gericht ohne Zaziki!‘ ‚Und hast du ihm das nicht gegeben?‘ ‚Nö, da könnte ja jeder kommen mit Sonderwünschen!‘ Hoppala, dachte ich mir – ich glaube, das mit der Dienstleistung geht deutlich besser!
Gastronomie ist seine Berufung
Das war dann definitiv der Moment, in dem ich beschloss, Wirt in Hamburg zu werden und meine Vorstellungen vom Umgang mit Gästen hier zu verwirklichen. So verkaufte ich meine Anteile an der Taverna in Saloniki, lernte Deutsch in einer Privatschule an den Colonnaden, jobbte in diversen griechischen Lokalen in Küche und Service und konnte schlussendlich, nachdem ich vier Jahre lang an einem griechischen Imbiss in der Grindelallee 87 beteiligt gewesen war, Ende 1993 die Taverna zum Olymp übernehmen.
Das Restaurant führe ich nun mit meiner Frau Anna, mit der ich seit 1994 verheiratet bin – und hier in Eimsbüttel sind auch unser 1995 geborener Sohn und unsere 1998 geborenen Zwillingstöchter aufgewachsen. Gastronomie war und ist für mich nicht nur Beruf, sondern Berufung. Ganz wichtig ist mir ein guter, lebendiger Kontakt zu allen Nachbarn und natürlich zu den Gästen.
„Genusshelden“
- Gerd Rindchen, Hamburger „Wein-Papst“ und exzellenter Kenner der hiesigen Gastro-Szene, stellt in seinem Buch „Genusshelden“ Hamburger vor, die mit ihrer Leidenschaft für gutes Essen und Trinken die Stadt kulinarisch bereichern.
- Das Buch, das vom Junius Verlag und dem Abendblatt gemeinsam herausgebracht wird, enthält insgesamt 30 Porträts sowie ebenso viele Rezepte. Es hat 144 Seiten, kostet 29,90 Euro und ist im Buchhandel, in der Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18–32) sowie unter www.abendblatt.de/shop erhältlich. Das Abendblatt druckt eine Auswahl der Geschichten jeden Sonnabend auf der Seite „Zu Tisch“.
Wichtig war mir auch immer, nicht gierig zu sein: Wenn die Kunden erst mal Vertrauen aufgebaut haben, kommt das Auskommen später fast von allein. Nach harten ersten Aufbaujahren haben wir heute eine große, treue Stammkundschaft. Stolz bin ich darauf, dass Gäste, die bei mir ein Fest feiern wollen, fast nie nach dem Preis fragen. Sie wissen: Am Ende wird es immer eher günstiger als gedacht!“
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