Zeitgeschichte. Der „Stern“ wird 70 Jahre und öffnet am Sonnabend sein Archiv für den „Sensationsfund“ des Jahres 1983

    „Der kleine Goebbels macht schon wieder Geschichten mit Frauen. Werde in den nächsten Tagen einen geheimen Erlass herausgeben, dass ich von meinen engsten Mitarbeitern und Parteiführern im Reich keinerlei Affären mehr wünsche“, notierte Adolf Hitler in sein Tagebuch. Scheinbar brannte bei ihm immer Licht, nach all den Lagebesprechungen und stundenlangen Tischmonologen hatte der „Führer und Reichskanzler“ und „größte Feldherr aller Zeiten“ noch Muße, um 62 Bände mit persönlichen und privaten Gedanken zu füllen. Zumindest behauptete das der „Stern“ in seiner Ausgabe vom 28. April 1983: „Hitlers Tagebücher entdeckt“. Nur wenig später wurde der Sensationsfund als Fantasieliteratur aus der Feder des Malers und Kunstfälschers Konrad Kujau entlarvt.

    Die Geschichte des Dritten Reichs wurde nicht neu geschrieben, dafür wurde die Affäre als größter Medienskandal der Bundesrepublik historisch. Und bis auf zwei Bände, die an das Haus der Geschichte in Bonn und das Polizeimuseum Hamburg abgegeben wurden, blieben die Tagebuchkladden beim Gruner + Jahr Verlag unter Verschluss. An diesem Sonnabend feiert der „Stern“ zu seinem 70. Geburtstag den „Tag des Journalismus“: Außer Touren durch die Redaktionsräume und Gesprächen mit Chefredaktion und Reportern werden erstmalig sieben Bände von „Hitlers Tagebüchern“ ausgestellt. Schtonk!

    „Tag des Journalismus“ Sa 15.9.,
    10.00–18.00, Gruner + Jahr (U Baumwall), Am Baumwall 11, Eintritt 8,-; www.stern.de/70jahrestern