Literatur. Der „Hamburger Ziegel“ startet Sonntag als Lesebühne in die Saison, „Leselotte ahoi“ bietet etwas für Kinder

    Der „Hamburger Ziegel“ ist ein etwa 600 Seiten dicker Brocken. Seit 1992 bereits gibt er alljährlich einen weitreichenden Überblick über die gedruckten Worte unserer Stadt und Region. Unter seinem Namen hat er sich auch als Lesebühne etabliert – vor allem auf den Magellan-Terrassen in der HafenCity. Bei diesen Lesungen in abendlicher maritimer Atmosphäre und bei Sonnenuntergang bilden das Ein- und Auslaufen von Kreuzfahrtschiffen mitsamt Tuten allenfalls Kulisse und Nebengeräusche.

    Anlegen und anlesen, heißt es am Sonntag erstmals in diesem Sommer für zwei Hamburger Autorinnen und einen ihrer Kollegen. Alle sind im Hamburger Jahrbuch für Literatur vertreten, das auch 2018 von der Kulturbehörde herausgegeben wurde. Unter dem Motto „Variationen der Anwesenheit“ stellen sie aktuelle Texte und Buchauszüge vor. Kristine Bilkau hat mit „Eine Liebe in Gedanken“ (Luchterhand) in diesem Frühjahr ihren zweiten Roman vorgelegt, der als einer der besten, weil sprachlich unaufdringlichsten Liebesromane anno 2018 gilt.

    Auch bei Verena Carl dreht es sich um die Liebe: „Die Lichter unter uns“ (Fischer) beschreibt eine existenzielle Situation an einem südlichen Urlaubsort. Das passt angesichts der Frühsommer-Hitze in Hamburg bestens in die HafenCity. Und dort zu lesen dürfte für Mehdi Khajehour Labsal sein, arbeitet er doch ansonsten an der Universität Hamburg in geschlossenen Räumen. Sein Text „Im Wartezimmer des Herrn“ ist ein bisher noch unveröffentlichter Anfang eines Romans.

    Weil der „Hamburger Ziegel“ aber nicht nur im eigenen Saft schmort, haben die Macher der Lesebühne einen Gast aus dem Ruhrgebiet geladen: Karosh Taha stellt Teile aus ihrer „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ vor. Ein Debütroman, von dem der Kieler Schriftsteller Feridun Zaimoglu begeistert ist: „Diese Geschichte will unbedingt erzählt werden. Und Karosh Taha tut das mit großer Intensität.“

    Doch nicht nur für Erwachsene gibt es am Sonntag in der HafenCity was zu hören: Bei „Leselotte ahoi“ können Am Lohsepark Drei- bis Zehnjährige, Eltern und Großeltern auf literarische Entdeckungstour gehen. Selbst schmökern ist möglich, eine Picknickdecke mitbringen angebracht.

    Hamburger Ziegel: „Variationen der ­Anwesenheit“ So 10.6., 18.00, Magellan-Terrassen (Bus 6, 111), Großer Grasbrook„Leselotte ahoi“ So 10.6., 13.00–17.30, Am Lohsepak (U HafenCity Universität), Eintritt jeweils frei; www.hafencity.com