Comic. Bei den Graphic Novel Tagen im Literaturhaus stehen anspruchsvolle Comics im Mittelpunkt

    Wenn Comics ganz edel sein wollen, nennen sie sich Graphic Novels. So geht die spöttische Version. Die seriöse geht so, dass man Bild-Geschichten, die von unserer Gesellschaft und der Zeitgeschichte handeln, eben nicht einfach „nur“ Comic nennen möchte. Klingt dann halt immer unterkomplex.

    Die Spanier Guillermo Abril und Carlos Spottorno haben zuletzt mit „Der Riss“ eine allerorten gefeierte Bildreportage vorgelegt, die narrativ in Graphic-Novel-Form von der Flüchtlingskrise berichtete. Tim Dinter und Thomas Pletzinger widmen sich in ihrem noch nicht erschienenen Titel „Blåvand“, einem ebenfalls hinreichend recherchierten Werk, dem Thema Entwicklungshilfe.

    Beide Titel bestreiten einen Abend (Mittwoch, 19 Uhr) bei den diesjährigen Graphic Novel Tagen im Hamburger Literaturhaus. Das Festival hat sich, auch wenn es nicht ganz so groß ist wie der Internationale Comic-Salon in Erlangen, der ebenfalls kommende Woche stattfindet, zu einer wichtigen Veranstaltung entwickelt. Kuratiert werden die Graphic Novel Tage von Andreas Platthaus, dem Literaturchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er hat auch 2018 ein interessantes Programm zusammengestellt, das der Regel folgt, immer einen aus Deutschland stammenden Künstler (oder ein Künstler-Duo) und einen aus einem anderen Land zusammenzubringen. Am ersten Abend (diesen Montag, 19 Uhr) sind das der Belgier Simon Spruyt und der Münchner Illustrator und Comiczeichner Uli Oesterle.

    Beiden geht es in ihren Arbeiten um Familie. Uli Oesterle erzählt in seinem aktuellen Projekt „Vatermilch“ von seinem für 30 Jahre verschollenen Vater. Erst nach dessen Tod erfuhr die Familie von dessen Krankheit, dem Korsakow-Syndrom, einer Form der Amnesie. Simon Spruyt erzählt dagegen in „Junker – Ein preußischer Blues“ von einem Brüderpaar in Preußen kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

    Am Dienstag (12–18 Uhr) bietet Uli Oesterle einen Workshop an, Teilnahmegebühr: 20 Euro.

    Graphic Novel Tage Mo 28.5.–Do 31.5., Literaturhaus (Bus 6), Schwanenwik 38, Eintritt jeweils 12,-/ermäßigt 6,-, Kombiticket für alle Abende 35,-/ermäßigt 20,-; das gesamte Programm der Graphic Novel Tage findet sich im Internet unter
    www.literaturhaus-hamburg.de