Klassik. Die Pianistin Elena Bashkirova gastiert als Solistin bei einem Laeiszhallen-Konzert der Symphoniker Hamburg

Die Erkenntnis ist so einfach, dass sie nur wahr sein kann: ­Mozart ist zu leicht für Kinder und zu schwer für Erwachsene. Ein guter Grund, um die Finger davon zu lassen. Doch dafür wiederum sind die Meisterwerke dieses Klassikers zu dankbar, zu groß, zu bewusstseinserweiternd. Man kann mit und an ihnen scheitern. Doch falls dieses Scheitern auf möglichst ­hohem Niveau stattfindet, hat man trotz des Verlierens viel gewonnen. So gesehen, dürfte das heutige Programm, mit dem die Symphoniker Hamburg in der Laeiszhalle auftreten, jede Menge Chancen bieten, um über sich hinauszuwachsen: Es gibt Mozart, Mozart, Mozart und noch mal Mozart. Ein Feuerwerk gleich als Auftakt bietet die Ouvertüre zur Oper „Così fan tutte“. Flotte vier ­Minuten kurz und dennoch von epischer Aussagekraft, weil in ihr die reine, perlende Mozart-Essenz enthalten ist: Witz, Tiefe, Anmut, Sinnlichkeit, Schönheit, Geist.

Das folgende d-Moll-Klavierkonzert KV 466 gilt als ein Schlüsselwerk in den Spätstil Mozarts. Es ist mehr Gruppengespräch als Dialog, die Stimme des Klaviers ist eine unter vielen. Damit stellt es auch eine sinnige Fingerübung für das einige Jahre früher entstandene Konzert für zwei Klaviere KV 365 dar. Dass Mozart es sich und seiner Schwester Nannerl auf die Virtuosenhände schrieb, lässt erahnen, wie hoch die musikalischen Ansprüche sind. Und damit das ­Orchester auch jenseits der Begleitfunktion glänzen kann, endet das Programm mit der „Prager“ Sinfonie KV 504.

Für die Solo-Parts hat das Laeisz­hallen-Residenzorchester zwei illustre Gäste eingeladen: einen Solo-Part übernimmt die Pianistin Elena Bash­kirova, den anderen ihr Landsmann ­Deniz Kozhukhin. Bashkirova ist nicht nur als Solistin bekannt, als Gründerin des International Jerusalem Chamber Music Festival hat sie eine Begegnungsstätte ins Leben gerufen, die beispiellos ist und beispielhaft. Kozhukhin, ein Schüler auch von Bashkirovas Vater, hat zwei Einträge im Lebenslauf, die Eindruck hinterlassen: 2006 ­gewann er bei der Leeds Piano Competition, vier Jahre später beim noch ­renommierteren Concours Musical Reine Elisabeth in Brüssel.

Dirigent des Abends ist der in ­Venezuela geborene Domingo Hindo­yan. Bashkirovas Ehemann, der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim, hat Hindoyan 2013 als Ersten Assistenten an die Berliner Staatsoper geholt. Das Konzert ist also fast so etwas wie ein erweitertes Familientreffen.

„Bashkirova und Kozhukhin“. Symphoniker Hamburg, Elena Bashkirova und Denis ­Kozhukhin (Klavier), Domingo Hindoyan (Dirigent). 4. Mai, 20 Uhr, Laeiszhalle,
Großer Saal (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten 13,- bis 65,- Euro.