Wenn die Galerien auf der Fleetinsel zu ihrem winterlichen Rundgang einladen, ist das Gedränge vor allem im Hinterhaus der Admiralitätsstraße 71 so groß, dass die Betrachtung der ausgestellten Werke schwierig wird. Ein Dutzend Galerien gibt es insgesamt in der kleinen Straße hinter dem Hotel Steigenberger.

Durch einen Torbogen, vorbei an einem großen Schaukasten und über den Hof, geht es drei Stockwerke hoch. Hinter fast jeder der schweren Eisentüren verbirgt sich spannende Kunst aus verschiedenen Genres, die dort in den nächsten zwei Monaten zu sehen sein wird – und das dann ohne Gedrängel und Geschiebe wie bei der Eröffnung. Die meisten der Fleetinsel-Galerien sind von Mittwoch bis Sonnabend oder nach Vereinbarung geöffnet.

Die Wände sind bei Melike Bilir reichlich behängt

Die Produzentengalerie Hamburg zu Beispiel zeigt großformatige Arbeiten von Michael Conrads unter dem Titel „Breakdown Shakedown“. Die geometrischen Formen, aus Papier, Karton und Stoff auf Leinwand oder Holz neu angeordnet, wirken wie die noch nicht zueinander passenden Teile eines Puzzles. Conrads reliefartige Materialcollagen erinnern an die konstruktive Kunst der 60er-Jahre.

Während Conrads’ Serie in den hohen Räume der Produzentengalerie sehr luftig gehängt sind, um eine entsprechende Raumwirkung zu entfalten, sind die Wände in der Galerie Melike Bilir fast überbordend voll.

106 Künstler hat die Galeristin im vergangenen halben Jahr angesprochen und aufgefordert, sich Gedanken über Leonardo Da Vincis Meisterwerk „Mona Lisa“ zu machen. Einzige Voraussetzung: Die neuen Werke sollten nicht größer sein als das Originalgemälde mit den Abmessungen von 77 x 53 Zentimetern. Herausgekommen ist dabei ein Sammelsurium von Malerei, Zeichnungen und Collagen bis zu Skulpturen, Videos und einer Audio-Installation.

Die Werk-Palette reicht von einer Tüte aus dem Museumsshop des Louvre, wo das Original hängt, über Dutzende von Variationen des Kunst-Klassikers bis hin zu dem Foto von zwei Punks, die Mona-Lisa-T-Shirts tragen. Dieses Foto hat übrigens Ärzte-Schlagzeuger Bela B. geschossen.

Zu den Künstlern, die ihre Mona-Lisa-Imaginationen bei Melike Bilir ausstellen, gehören unter anderem Peter Sempel, Mariola Brillowska, Katharina Duve, Fee Kürten und Laura De Weck.

„Hausnummer 152“ heißt eine Ausstellung in der Galerie Mathias Güntner im 3. Stock der Admiralitätstraße 71. Sie beschäftigt sich mit der aufsehenerregenden Kunstaktion von Boran Burchhardt, der vor einem Jahr die Fassade eines Mietshauses auf der Veddel vergoldet hatte.

Die Galerie Güntner resümiert diese Aktion und zeigt unter anderem eine zwanzigminütige Video-Dokumentation von Nicolai Singer mit Statements des Künstlers und den unterschiedlichen Meinungen der Anwohner. „Veddelgold oder alles nur Fassade?“ heißt sein spannender Film.

Der Künstler Boran Burchhardt selbst hat aus den Schlagzeilen, die seine Malaktion bundesweit gemacht hat, ein „Headline Poem“ geschrieben. Auch 20 Kartons hängen an der Wand. Darin befinden sich verpackte vergoldete Ziegel sowie originale Zeitungsartikel. Weiße Handschuhe liegen bereit, um die Schachteln zu öffnen und die unterschiedlichen Haltungen zu diese Kunst-Kontroverse noch einmal nachzulesen.

Galerien Admiralitätstraße 71 (S Stadthausbrücke), Infos und Öffnungszeiten unter www.melikebilir.com; www.mathiasguentner.com; www.galeriebecker.de; www.galerie-conradi.de; www.galerie-karin-guenther.de; www.multiple-box.de; www.produzentengalerie.com; www.sfeir-semler.de: www.holgerpriess.com; www.westwerk.org