Das erste Mal hat Anneke Schwabe „Außer Atem“ während ihrer Schauspielschulzeit gesehen. „Und ich habe den Film natürlich geliebt!“ Jean Seberg, die darin mit unvergesslich raspelkurzem Haar die Champs Elysées entlangschlendert, hat in ihrer Karriere nicht nur mit Eastwood und Belmondo gedreht, Jean-Luc Godards Nouvelle-Vague-Klassiker war sicher der Höhepunkt ihres Schaffens.

Anneke Schwabe, die zum inoffiziellen Ensemble des St. Pauli Theaters gehört, nähert sich der Figur dort nun in einem szenisch-musikalischen Abend, der bereits im vergangenen Jahr bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen Premiere feierte. Es ist das Bühnenporträt eines Lebens, das früh und tragisch enden sollte: Mit fast acht Promille im Blut fand man Jean Seberg 1979 tot in ihrem Auto, da war sie erst 40 Jahre alt, wurde vom FBI verfolgt und verleumdet, hatte Depressionen und mehrere Selbstmordversuche hinter sich. Die Umstände ihres Todes wurden nie vollständig aufgeklärt.

„Es steckt so unglaublich viel in diesem Leben“, erzählt Anneke Schwabe; gemeinsam mit Dania Hohmann (Regie) und Ulrich Waller (Dramaturgie) hat sie im Vorfeld recherchiert, Interviews angehört, Dokumentationen geschaut. „Sehnsuchtsmädchen“ heißt das Ergebnis, die Geschichte der Jean Seberg verschnitten mit der Musik von Nina Simone. „Auch so eine zerbrechliche Frau, die gleichzeitig unheimlich viel Mut ausstrahlte. Es gibt verblüffende Parallelen.“

Fast anderthalb Stunden steht Schwabe allein auf der Bühne, für die das (übrigens weibliche) Bühnenbildnerduo Georg & Paul eine Art Spiegelkabinett entworfen hat. Sie spielt, erzählt, singt. Es ist erst ihr zweites Bühnensolo, „ich bin eigentlich gar kein großer Fan davon“, gesteht die Schauspielerin. „Im besten Fall hebt man ab, aber man kann sich auch sehr einsam fühlen.“ Vielleicht genau die richtige Grundspannung, um ein Leben wie das der Jean Seberg zu erzählen. Deren Frisur übrigens (die als „typisch französisch“ gilt, obwohl Seberg gebürtige Amerikanerin war) trägt Schwabe in der Inszenierung als Perücke – privat allerdings hatte sie jahrelang eben solch einen Kurzhaarschnitt.

„Sehnsuchtsmädchen“ Mo 5.2., 19.30 Uhr, St. Pauli Theater, Spielbudenplatz, Karten 25 Euro u. a. in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18-32