Ganz Berlin ist unter kriminellen Clans aufgeteilt, da geht nichts mehr, jeder kennt seinen Platz in der Nahrungskette. Ganz Berlin? Nein. Denn Ali Hamady – während der regulären Geschäftszeiten das Modell jovialer Im- und Export-Chef - will, dass sich was dreht für ihn in seinem Neuköllner Kiez. Er will raus aus seinen vier Blocks. Juristisch sauber war der Libanese noch nie und seine Geschäfte waren es erst recht nicht, doch um Geld und Weste zu waschen, plant Hamady nach einem Vierteljahrhundert des Durchschlagens den Wechsel ins Anständige. Ein Mietshaus, brav gekauft, soll für ihn und seine Familie – der Mann ist liebender Vater einer niedlichen Tochter, klar – der Schlüssel in die Legalität sein. Dumm nur, dass die Konkurrenz nicht schläft und der eigene Bruder aufmuckt. Und besonders dumm, wenn dann noch ein Jugendfreund auftaucht, bei dem Hamady sich nicht sicher sein kann, wie dessen wahre Absichten aussehen.

Dass Hamady den Spitznamen Tony trägt, darf als Hommage an „The Sopranos“, die Mutter aller klugen Gangster-Epen, verstanden werden, und ebenso an Al Pacino als Tony Montana in „Scarface“. Kida Khodr Ramadan, bislang im Fernsehen gern für einfacher gestrickte Gesetzesbrecher-Rollen gebucht, leidet hier mit grandioser, müder Wehmut über die Schlechtigkeit seiner Welt, bis er nicht anders kann, als: noch schlechter zu sein. Auge um Auge und so.

Berlin ist nicht Neapel, nicht New York, nicht Moskau. Aber die vor einigen Monaten vom kleinen deutschen Pay-TV-Sender TNT Serie realisierte Serie „4 Blocks“ hat das Zeug dazu, in dieser Liga mitzuspielen, wenn es spannendes und vor allem realitätsnahes Erzählen mafiöser Strukturen geht. Das Wurzelgeflecht der Deals mit Drogen, Frauen, Immobilien und so ziemlich allem anderen, das schnell mal eben vom Laster fallen und prima verkauft werden kann, durchzieht alle Schichten der Großstadtgesellschaften. Besonders apart wird es allerdings, wenn Oldschool-Gangster (Erkennungsmerkmal: baumdicke Nacken und eine Abneigung gegen neugierige Fragen und Nebensätze) auf neu zugezogene Hipster mit Männerdutt treffen, die sich vegan und von Bionade ernähren und Kneipen eröffnen, in denen die Bedienung kein Deutsch spricht. So was rächt sich dann. Aber ganz schnell.

Nach der Premiere im Mai holte ZDF neo die leider nur sechsteilige erste Staffel im November in sein Programm. Heute sind, als Köder bestens geeignet, die ersten beiden „4 Blocks“-Folgen im UCI-Kino Othmarschen Park zu sehen. Großes Kino, das passt.

„4 Blocks“ ab 16 J., Fr 8.12., 20 Uhr, UCI Othmarschen Park, Baurstraße 2, Karten zu 9,50 Euro unter T. 88 18 21 82 und an der Abendkasse