Musical . „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert hat am Donnerstag im Lichthof Theater Premiere

Die eindringliche Erinnerung an Wolfgang Borchert, seinen 70. Todestag und an die Uraufführung seines Dramas „Draußen vor der Tür“ 1947 in den Hamburger Kammerspielen liegt erst gut zwei Wochen zurück, da kommt etwas überraschend Neues über den Eppendorfer Dichter auf die Bühne: ein Musical. Weil in Hamburg ja alles zum Musical werden könne, meint Marcel Weinand mit einem Seitenhieb auf die Unterhaltungs-Maschinerie in der Musical-Metropole.

„Wolfgang Borchert’s Draußen vor der Tür“ – der Titel mit dem bewusst falschen Apostroph-S steht gleichfalls für die Kritik an der Kommerzialisierung a la Disney – ist Weihnands diesjährige Weihnachtsproduktion für den Lichthof. Premiere ist am Donnerstag. In dem kleinen Theater in Bahrenfeld hat der Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner schon in den vergangenen 15 Jahren Weihnachtsstücke inszeniert, die ungewöhnliche Blicke auf die Geschichte und Gegenwart Hamburgs richteten: die satirische Revue „Ich war noch niemals in Steilshoop“ (2010 und 2011) etwa oder „Honka – Frauenmörder von Altona“ (2014 und 2016).

Wie bei jenem „Mordsspektakel mit Musik“ arbeitet Weinand mit der Komponistin Eva Engelbach zusammen. Sie schrieb die Musik und Lieder für viele weitere Lichthof-Produktionen, auch für vermeintlich ungeeignete Stoffe wie „Draußen vor Tür“.

Wie in Borcherts Originalfassung spielt das Stück 1947. Der Kriegsheimkehrer Beckmann kommt auf die von Amüsierwütigen beherrschte Nachkriegs-Reeperbahn. Weitere Szenerie: Ein zweifelhafter Theaterdirektor spielt auf dem verstimmten Klavier, und der einbeinige Chor der Kriegsversehrten schlägt mit seinen Krücken den Takt dazu; nicht nur hier fühlt sich Beckmann fehl am Platz.

„Es ist auch bei uns eine Außenseiter-Geschichte“, sagt Weinand. Den Beckmann, dem die Gesellschaft keinen Raum lässt, hat er mit Martin Westhof besetzt, einem Schauspieler von Ende 20, kaum älter als die Hauptfigur. Er muss auch singen können; bei den weiteren 13 (!) Mitwirkenden sei dies nicht immer zwingend. Der Kabarett-Direktor indes, der im Original erst in der vierten Szene wichtig wird, ist hier die ganze Zeit präsent. Überfrachtet mit Songs sei das Stück aber nicht, versichert der Regisseur. Und das klingt nicht nach Verdrängung.

Wolfgang Borchert’s Draußen vor der Tür“ Premiere Do 7.12., 20.15, bis Di 26.12., jeweils 20.15, So 31.12., 22.00, Lichthof Theater (S Bahrenfeld, Bus 1, 2, 3), Mendelssohnstr. 15b, Karten zu 18,-/erm. 12,- unter
T. 85 50 08 40; www.lichthof-theater.de