Der Eurovision Song Contest hat viel Geschichte und Geschichten geschrieben, aber auch nach sechs Jahrzehnten gibt es Momente besonderer Einzigartigkeit. Zum Beispiel am 10. Mai 2014 in Kopenhagen: Eine Dame mit dem komischen Namen Conchita Wurst und Bart oder ein Herr im Galakleid, je nach Sichtweise, jedenfalls eine Dragqueen, geht auf die Bühne und singt „Rise Like A Phoenix“. Die vielleicht klassischste ESC-Drama-Ballade seit Ewigkeiten fegt alles und alle weg: Monatelanges Hickhack in Conchitas Heimat Österreich und wochenlange Diffamierungen in vielen Medien, natürlich in den Sozialen Netzwerken und von sogar von höchstrangigen Politikern in einigen Ländern.

Conchita Wurst triumphierte mit 290 Punkten, dem vierthöchsten Wert in der ESC-Geschichte bis dahin, holte den zweiten Titel für Österreich nach Udo Jürgens („Merci, Chérie“) 1966 und hatte das letzte Lächeln. Und wohlgemerkt sammelte sie nicht nur Punkte, weil viele ESC-Abstimmer traditionell gern Kuriositäten wie Lordi oder Guildo Horn wählen oder sich viele aus Solidarität für Conchita entschieden. Sie lieferte einfach eine Top-Performance ab.

Mittlerweile ist es wie bei den meisten ESC-Siegern ruhig um die 2011 kreierte Kunstfigur, die „Queen of Austria“ des 1988 in Gmünden geborenen Thomas Neuwirth, geworden. 2015 erschien ihr Debütalbum „Conchita“ mit schillernden Pop-, Swing- und Electrosongs, derzeit arbeitet sie am Nachfolger. Aber auch Coversongs finden sich im „From Vienna With Love“-Programm, mit dem sie derzeit auf Tournee ist. An diesem Mittwoch gastiert Conchita, begleitet vom National Philharmonic Orchestra Berlin, in der Hamburger Laeiszhalle. Ein in vielerlei Hinsicht extravaganter Konzertabend. Und sie hat sich gleich länger in der Hansestadt eingerichtet. So ist die engagierte Botschafterin für Toleranz an diesem Sonnabend besonderer Gast bei der burlesquen „Belle Rouge“-Party im Schmidts Tivoli.

Conchita Mi 8.11., 20 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 36,40 Euro
Belle Rouge Sa 11.11., 23.30 Uhr, Schmidts Tivoli, Spielbudenplatz 27, Karten 15 Euro