Einer wird heute Abend gewinnen, garantiert. Gewonnen hat aber in diesem Jahr schon jene Branche, die hierzulande seit drei Jahrzehnten boomt: Musical. Wo aber sind die frischen Ideen, wo bleibt die inhaltliche Weiterentwicklung? Zur Förderung dessen veranstaltet die Schmidts Tivoli GmbH in diesem Jahr zum zweiten Mal „Creators – Neue Musicals braucht das Land“. Den Wettbewerb für neue deutschsprachige Musiktheaterstücke hatten 2014 die Schmidt-Chefs Norbert Aust und Corny Littmann initiiert. An diesem Montag erlebt „Creators“ sein zweites Finale in Hamburg. „Ein mehr oder weniger unbekannter Autor und Komponist hat in Deutschland praktisch kaum eine Chance, dass seine Idee auf der Bühne überhaupt zu sehen ist“, hatte Littmann moniert.

In diesem Frühjahr durften aus etwa 70 Einsendern zehn vorausgewählte Autoren und Komponisten mit Exposés, Szenen- und Musikbeispielen kurze Ausschnitte ihrer Stücke im Schmidt Theater präsentieren. Heute nun sind am Spielbudenplatz die fünf besten in je 50 bis 60 Minuten Länge zu erleben. Durch die abwechselnde Bespielung des Schmidt Theaters und des benachbarten Schmidtchens sollen für die prominent besetzte Fach-Jury und für interessierte Zuschauer mit Freude und Neugier am Musiktheater längere Umbaupausen vermieden werden.

Zur Fach-Jury gehören außer Hausherr Littmann zwölf weitere Mitglieder, etwa Sängerin und Musikhochschul-Dozentin Jane Comerford (Texas Lightning), Erfolgskomponist Martin Lingnau („Das Wunder von Bern“, „Heiße Ecke“), Johannes Mock O’Hara (Ex-Chef von Stage Entertainment) oder der frühere Schauspielhaus-Dramaturg Florian Vogel.

Die fünf besten Komponisten und Texter hatten im Frühjahr Fördergelder von je 10.000 Euro erhalten, um ihre Stoffe weiterzuentwickeln und musikalisch anzureichern. Karl Lindner macht heute um 16 Uhr im Schmidt mit seiner Castingshow-Satire „B A Star“ den Anfang.

„The Wicked Witch Of The Web“ ab 17.30 Uhr im Schmidtchen ist eine fantastische Analogie über die Generation Y (jene zwischen 1980 und 2000 Geborenen), Mirko Klos’ „Bitte nicht im Stehen kacken – The Fabulous Life Of A Saftschubse“ (19 Uhr) eine schräge Flugbegleiter-Story. „Back Into The Closet“ (20.30 Uhr) gilt als ein Transgender-Musical, und „Pendelton und die Theaterleichen“ ab 22 Uhr zum Abschluss im Schmidt ist eine swingend-jazzige Krimikomödie, die der Hamburger Konstantin Georgiou mit Chris Brewer geschrieben hat.

Die Autoren und Regisseure werden bei der Umsetzung von Musical-erprobten Ensemble-Mitgliedern des Schmidt und des Tivoli unterstützt. Die Besucher dürften ihren Spaß haben, die Jurymitglieder es aber umso schwerer – sie sollen ja nicht die darstellerischen Leistungen bewerten, vielmehr Konzept, Handlung, Texte und Lieder der neuen Stoffe. Der Sieger unter den Musical-Schöpfern erhält eine Urkunde. Wichtiger indes, dass die Musical-Macher Kontakte zu anwesenden Intendanten aus ganz Deutschland knüpfen können.

Bestes Beispiel ist Tilmann von Blomberg. Der Autor aus Hamburg und Alexander Kuchinka (Musik und Songtexte) setzten sich 2015 mit ihrem Nachbarschafts-Musical „Zzaun!“ (sic!) durch. Ende Oktober wird das Stück im Haus der Staatsoperette Dresden uraufgeführt. Neues Musiktheater braucht eben auch eine Weile Vorlauf.

„Creators“ Mo 16.10., 16 bis ca. 23.30 Uhr, Schmidt und Schmidtchen, Spielbudenplatz 21–25, Karten zu je 12 Euro/Kombi-Ticket 42 Euro unter T. 31 77 88 99