Hamburg. Das Museum für Völkerkunde zeigt bis zum Januar die sehenswerte Ausstellung „Nomadic Artefacts“

Bevor sich China und Russland in den 1920er-Jahren um die Mongolei stritten, war das karge Nomadengebiet bewohnt von einer sehr spirituellen Bevölkerung. Nicht weniger als 1000 Klöster zählte das Land, jeder dritte Junge erhielt darin eine Ausbildung. Mit dem gewaltsamen Siegeszug des Kommunismus änderte sich alles. Religionen wurden unterdrückt, bei­nahe sämtliche Klöster zerstört. Historische Fotos bezeugen, wie die heiligen Sutras auf großen Müllhaufen lan­deten. Goldene und silberne Heiligen­statuen wurden eingeschmolzen und zu Geld gemacht.

An die kulturell reichen buddhis­tischen Glaubensrituale der Mongolei, die bis dahin praktiziert wurden, erinnert jetzt die kleine Ausstellung „Nomadic Artefacts“ im Museum für Völkerkunde. Die neue Direktorin Barbara Plankensteiner hat sie aus Wien nach Hamburg geholt, eine österreichische und eine mongolische Sozialanthro­pologin haben sie gemeinsam erarbeitet.

Hinzu kommen diverse Interviews, die in der Mongolei geführt wurden und denen Besucher lauschen können: Zu Wort kommen in kleinen, den Objekten zugeordneten Filmen Menschen aus dem bergigen Steppenreich. Ein Universitätsprofessor oder ein Mönch etwa erzählen von den jeweils ausgestellten Objekten, die sie so oder ähnlich selbst zu Hause haben oder gut kennen.

So wird eine abgeschabte Zanabazar-Statue geradezu zum Leben erweckt, wenn der Mönch sich erinnert, wie sein Großvater sie im Alter von drei Jahren bekommen und jahrelang als seinen größten Schatz gehütet hat. Und eine ausdrucksvolle Tsam-Tanzfigur mit dem Hirschkopf und den zackenförmigen Ärmeln fängt beinahe an zu tanzen, wenn daneben ein wackeliger, gut 80 Jahre alter Film läuft, der die Zeremonie zeigt.

Daneben vermittelt die Ausstellung aber auch einen Eindruck davon, auf welch verschlungenen Wegen solch wertvolle Objekte nach Europa gelangt sind, nachdem der österreichische Forschungsreisende Hans Leder sie einst zum Verkauf angeboten hatte. Angeblich, um „die Belegstücke des mongolischen Glaubens in Europa zum Glänzen zu bringen“. Beschafft oder gestohlen aus tiefgreifendem Respekt vor der mongolischen Kultur? Oder aus blanker Gier? Oft ist das nicht ganz klar, doch diese Widersprüchlichkeit, sagt Barbara Plankensteiner, sei symptomatisch gewesen für das Sammelverhalten jener Zeit.

„Nomadic Artefacts“ bis 21.1.18, Museum für Völkerkunde (U Hallerstraße), Rothenbaumchaussee 64, Di–So 10.00–18.00, Do bis 21.00, Eintritt 8,50/4,-, weitere Infos: www.nomadicartefacts.net