„Journalist, Weltreisender und Schriftsteller“ – so steht es im Wikipedia-Eintrag von Helge Timmerberg. Der „Weltreisende“, das klingt natürlich sexy – muss man sich erarbeiten, das Attribut. So wie Timmerberg, der seit Jahrzehnten Reisereportagen und Reisebücher schreibt. Von seinen Trips bleiben am Ende die Storybände – und die Autobiografie „Die rote Olivetti: Mein ziemlich wildes Leben zwischen Bielefeld, Havanna und dem Himalaja“, in der Timmerberg eine erste Bilanz zog – im gewohnt unterhaltsamen und immer auch bewusst großsprecherischen Stil.

Der Reiseschriftsteller ist Abenteurer und manchmal auch Hochstapler. Und wenn er gut ist, schreibt er so witzig wie Timmerberg. In Hamburg stellt der 65-Jährige nun sein neues Buch „ Die Straßen der Lebenden: Storys von unterwegs“ vor.

Russland, Finnland, Südafrika – es wird international

Katja Glogers Interessen liegen ebenfalls in der Ferne, genauer gesagt: in Russland. Seit einem Vierteljahrhundert beschäftigt sich die Journalistin, die einst als Korrespondentin des „Stern“ nach Moskau ging, mit der Beziehung zwischen Deutschen und Russen. Die Essenz ihrer Beschäftigung mit dem Thema ist nun ihr gerade erschienenes Buch „Fremde Freunde: Deutsche und Russen – Die Geschichte einer schicksalhaften Beziehung“, das Gloger heute Abend in der Buchhandlung Stories! im Falkenried vorstellt.

Die schicksalshafte Beziehung beruht auf einem jahrhundertalten Mit- und Gegeneinander. Deutschland und Russland stehen sich seit jeher in einer Mischung aus Zuneigung und Ablehnung gegenüber. Es gibt Vorurteile auf beiden Seiten, aber auch Bewunderung und Beeinflussung – über viele Epochen hinweg. Die Geschichte, die Gloger erzählt, ist natürlich eine von Krieg und Frieden, von Kultur und Politik, und eine, die in die Gegenwart mündet: Im Kräfteausgleich zwischen West und Ost sind die Verhältnisse zuletzt wieder schwieriger geworden.

Mit dem Thema „Flüchtlinge“ lässt sich sehr gut ein literarischer Abend bestreiten. Literatur als Resonanzkörper drängender gesellschaftlicher Fragen: Damit wird sie ihrer ureigenen Aufgabe gerecht. Die Schauspieler Michael Weber (Schauspielhaus) und Rolf Becker („Tatort“) lesen im Ledigenheim deshalb aus Brechts „Flüchtlingsgesprächen“. Sie stammen aus den frühen 1940er-Jahren und von aus Deutschland Vertriebenen: Der Intellektuelle Ziffel und der Arbeiter Kalle treffen im Hauptbahnhof von Helsinki aufeinander und diskutieren die internationale Lage. Deutsche Truppen haben Dänemark und Norwegen besetzt und rücken in Frankreich vor; der Kontinent ist in Aufruhr.

In Aufruhr ist auch das Südafrika in Deon Meyers Krimi „Fever“. Meyer, der in der Nähe von Kapstadt lebt, ist der am weitesten Gereiste an diesem Literaturabend in Hamburg. Auf Einladung des Harbour Front Festivals stellt er sein Buch vor, das von einer finsteren Zukunft handelt. 95 Prozent der Menschen in Südafrika sind von einem Virus getötet worden. Motorradgangs vagabundieren durch das Land, und die beiden Hauptfiguren, ein Vater und sein Sohn, versuchen zu überleben. Klingt nach einer Mischung aus „Mad Max“ und „Die Straße“. Gut geklaut ist ja manchmal die halbe Miete.

Deon Meyer Mo 9.10., 20 Uhr, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz 1, Tickets ab 14 Euro Katja Gloger im Gespräch mit Anja Reschke Mo 9.10., 19.30 Uhr, Stories!, Falkenried 17, Eintritt 5 Euro Helge Timmerberg Mo 9.10., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66, Tickets 16 Euro Rolf Becker/Michael Weber Mo 9.10., 19 Uhr, Ledigenheim, Rehhoffstraße 1-3, Eintritt frei