Fotoschau. Galerie Leica Fotografie International zeigt Bilder von Pulitzer-Preisträger Daniel Etter

Schicksale von Menschen, die vor dem Krieg in Syrien geflohen sind, gehen häufiger durch die Medien. Von denen aber, die trotz täglicher Lebensgefahr im Land bleiben müssen, weil sie zu klein sind, um fortzugehen, ist eher selten die Rede. Der Fotograf Daniel Etter (36) hat nun solche Opfer des Krieges fotografiert: Kinder. Seine Porträts aus den Auffangheimen und SOS Kinderdörfern in der Nähe von Damaskus sind derzeit in der Galerie Leica Fotografie International (LFI) ausgestellt.

Nach sechs Jahren Bürgerkrieg sind schätzungsweise 85 Prozent aller syrischen Kinder traumatisiert, mehr oder weniger schwer. Und fast keines von ihnen wird psychologisch behandelt, was lebenslange Folgen für die Betroffenen haben wird.

Die Abwägung zwischen den Erfordernissen eines Auftrags und der Wahrung der Intimsphäre müsse er als Fotojournalist beherrschen, sagt Daniel Etter. Die Organisation SOS Kinderdörfer hatte ihn gefragt, ob er syrische Kinder porträtieren wolle. Dafür schien er prädestiniert, denn gemeinsam mit anderen Fotografen hatte er 2016 den Pulitzer-Preis erhalten – für eine Reportage über eine irakische Familie, die auf der griechischen Insel Kos gelandet war, just, als die Luft aus ihrem Schlauchboot entwich. Etter will „Bilder machen, die etwas bewirken, Bilder, die emotional stark sind“. Mit seinen damaligen Fotos für die „Times“ war das gelungen.

Die in Hamburg gezeigten Kinderporträts sind dagegen nicht dramatisch, eher ruhig, und manchmal sogar heiter. Über die Hintergründe informieren kurze Begleittexte. Unglaublich, was diese jungen, unschuldigen Menschen schon erleiden mussten. Manche sprechen nicht mehr, andere haben Angstattacken oder können nicht schlafen.

Daniel Etter hat vor den mit einer Leica-Kamera gemachten Aufnahmen zuerst einmal mit den Kindern und ihren Betreuerinnen gescherzt, sich langsam angenähert. Die meisten Fotos sind an ihren Schlafplätzen entstanden, denn „nur dort hatten sie einen Rückzugsraum“.

„Die Stille nach der Katastrophe“ Daniel Etter Fotoausstellung bis 18.10., Leica Galerie LFI (U Meßberg), Springeltwiete 4, Mo-Fr 10.00-18.00, Eintritt frei